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Windows Mobile könnte sich in verschiedene Richtungen weiterentwickeln. Die CShell birgt Potenzial für ein vollwertiges Windows 10 auf Mobilgeräten.

Die meisten Menschen werden wohl der Aussage zustimmen können, dass Mobilgeräte zu unentbehrlichen Hilfsmitteln geworden sind, um unseren Alltag zu meistern. Schon lange ermöglichen sie uns, hinsichtlich Arbeit und E-Mails auf dem Laufenden zu bleiben. Was heute möglich ist, geht weit darüber hinaus. Für fast jede denkbare Aufgabe oder Funktion sind Apps entwickelt worden. Angesichts von über einer Million unterschiedlicher Apps, die Stand 2016 sowohl in Apples App Store als auch bei Google Play erhältlich sind, ist nicht schwer zu erkennen, warum der Satz „Dafür gibt es auch eine App!“ zum geflügelten Wort geworden ist.

In der Welt der Mobilgeräte war Microsoft im Vergleich zu Apple und Android bisher weit abgeschlagen. Obwohl Windows‘ mobile Anfänge auf ca. 1996 zurückgehen, hat Windows Mobile erst 2000 unter der Bezeichnung Pocket PC 2000 die Bühne betreten und erhielt dann 2003 seinen heutigen Namen. Bis 2007 war Windows zur beliebtesten Mobile-Software für Smartphones in den USA geworden, verlor dann aber bis 2010 einen riesigen Teil des Marktes an iOS und Android.

Um hier wieder Boden gutzumachen, hat Windows zuletzt viel Energie in Windows 10 gesteckt, das durch seine CShell-Funktionen weitaus besser auf verschiedene Geräte anpassbar ist. Das Betriebssystem wird auf Mobilgeräten mit leistungsstarken ARM-CPUs einsetzbar sein, wodurch eine Reihe neuer Marktsegmente und Möglichkeiten für Microsofts mobile Zukunft erschlossen werden.

Ein Betriebssystem, dessen Tage gezählt sind?

Im Laufe der Jahre ist Microsoft unter enormen Druck geraten, endlich den Mobilgerätemarkt zu knacken, aber der entsprechende Erfolg lässt immer noch auf sich warten. Während so gut wie jeder Windows regelmäßig auf dem PC oder Laptop nutzt, kauft verglichen mit anderen Anbietern kaum jemand die Windows-Smartphones und -Tablets. Während Apple insgesamt wohl schon über eine Milliarde iPhones absetzen konnte und Android-Geräte diese Zahlen mittlerweile sogar jährlich erreichen, sind Windows-Mobilgeräte weit abgeschlagen. 2015 wurde berichtet, dass Windows im Lauf der Jahre über 100 Millionen Smartphones verkauft hat – kein Vergleich zu den Absatzzahlen der zwei Marktführer.

Die Neuentwicklungen für Windows 10 könnten zu höheren Verkaufszahlen führen, da dadurch eine volle Version des Betriebssystems auch auf kleineren Geräten zum Einsatz kommen kann. Die reduzierte Benutzeroberfläche ist dabei dem kleinen Bruder Windows 10 Mobile nachempfunden. Sollten gleich mehrere Hardwarehersteller an dieser Lösung Gefallen finden, könnte Windows 10 Mobile schnell als überholt gelten und unattraktiv erscheinen, woraufhin Microsoft möglicherweise die Entwicklung dieses Betriebssystems einstellen und sich neuen Dingen zuwenden könnte.

Benutzung als Tablet

Windows 10 auf Tablets

Dank der Magie von CShell wäre Windows 10 auch dann noch auf Mobilgeräten präsent, wenn dem eigentlichen Mobile-Ableger der Stecker gezogen wird. Verfechter dieser Theorie führen an, dass das für ein nahtloseres Anwendererlebnis beim Wechseln zwischen PC und Mobilgeräten sorgen dürfte und dass es langfristig die bessere Lösung für die Zukunft von Windows ist, da es die Nutzer dazu zwingt, der neuen Entwicklung einen festen Platz einzuräumen.

Der Wechsel zum „echten“ Windows 10

Eine Möglichkeit, Windows 10 Mobile auszumustern und das vollwertige Windows 10 auf allen Geräten einzuführen, wäre, die Mobile-Version wie gehabt noch ein Weilchen weiterzuverwenden und dabei die Benutzeroberfläche anzupassen, wo nötig. Das eigentliche Windows 10 für Mobilgeräte würde dann in ein oder zwei Jahren eingeführt. Dadurch könnten Geräte, die derzeit auf Windows 10 Mobile laufen, wie etwa das Elite x3 und das Lumia 950, noch für gewisse Zeit relevant bleiben.

Lumia 950

Lumia-950, Bildquelle: Microsoft

Kleinere Updates würden sicherstellen, dass die Plattform nicht stirbt, und die Windows-10-Variante, die für diese Geräte erhältlich wäre, würde im Grunde eine abgespeckte Version des vollen Betriebssystems sein. Wenn dann die Hardware nicht mehr länger mit den System-Updates mithalten kann, könnten die Nutzer mit einem neuen Gerät auf ein vollwertiges Windows-10-System wechseln. So könnten die Nutzer ihre Smartphones auch weiterhin für alle Arten von Aktivitäten nutzen, sei es das Glückspiel in Online-Casinos, das Versenden von E-Mails oder das Streamen von Videos, und auf ein neues Gerät wechseln, sobald der für sie passende Zeitpunkt gekommen ist.

Ein kleiner Begleiter für das große Windows 10

Natürlich könnte diese Windows 10 Lite genannte Variante die Mobile-Plattform auch ergänzend zum vollen Windows 10 bedienen, solange dieses weiterentwickelt wird. Es könnten regelmäßig neue Funktionen ergänzt werden, der Support wäre gewährleistet und diverse Hardware-Hersteller könnten besonders leichte Laptops entwickeln.

Mit der kleineren Version von Windows 10 zu arbeiten wäre dabei nicht einfach nur eine Entsprechung zu Windows Cloud, das zwar als vollständiges System fungiert, aber das Herunterladen von Programmen aus dem Netz ausschließt. Die Lite-Version von Windows 10 würde nach dem gleichen Prinzip wie ihr großer Bruder funktionieren, hätte aber weniger Features und Fähigkeiten. Die Nutzer müssten auf Verwaltungstools verzichten, ohne die sich bestimmte im Betriebssystem verankerte Verbraucherangebote nicht deaktivieren lassen, Windows Hello würde nicht funktionieren und Video-Streaming-Dienste und Apps könnten aufgrund von Lizenzvereinbarungen eingeschränkt sein.

Für diejenigen, die großes Gefallen an der Benutzeroberfläche von Windows 10 Mobile gefunden haben oder sich aus irgendeinem Grund für verschiedene Anwendungszwecke ein schlankeres Betriebssystem wünschen, könnte diese Vision von 2 unterschiedlichen Windows-10-Versionen, die auf jedem Gerät laufen, für das sie sich entscheiden, genau das Richtige sein. Das gilt insbesondere, wenn ein Anwender ein Windows-Laptop zu Hause hat, da die Synchronisation und der Austausch von Daten absolut reibungslos verlaufen. Ein zentraler Desktoprechner mit der vollen Version und dazu mehrere kleine Laptops mit der Lite-Version könnten zum Beispiel auch sehr praktisch für verschiedene Arten von Feldforschung sein.

Ein konservativer Ansatz

Bisher hat Microsoft keine offizielle Stellungnahme bezüglich seiner Windows-Mobile-Plattform und ihrer Zukunft veröffentlicht. Es könnte sein, dass Microsoft sich dazu entschließt, erst einmal nichts zu tun und auf alternative Entwicklungen zu setzen, um seine Marktstellung zu beeinflussen. Zwei parallele Windows-Systeme mögen Nutzern verlockend erscheinen, die Windows 10 Mobile mögen oder in bestimmten Anwendungsszenarien Potenzial für kleinere Betriebssysteme sehen, die genau wie das große System funktionieren. Aber dadurch werden auch Microsofts Ressourcen weiterhin aufgeteilt.

Selbst in einem gigantischen Unternehmen wie Microsoft gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Entwicklern, die an neuen Technologien arbeiten können, und die Firma könnte sich dazu entschließen, all ihre Kräfte darauf zu verwenden, das „echte“ Windows 10 so zugänglich und verfügbar wie nur möglich zu machen. Dem wiederum steht die Tatsache entgegen, dass Einsteiger-Mobilgeräte wohl nie gut genug sein werden, um die volle Version von Windows 10 nutzen zu können. Für Hardwarehersteller ist es wirtschaftlich sinnvoll, eine Palette unterschiedlich teurer Mobilgeräte anzubieten, und sie könnten eine Kooperation mit Microsoft davon abhängig machen, ob das möglich ist. In diesem Fall müssten diese preiswerteren Modelle mit der Lite-Version von Windows 10 ausgeliefert werden.

Repositionierungspotenzial

Die Tatsache, dass es mit Ausnahme von Verbesserungen an Continuum in letzter Zeit keine Updates für Windows 10 Mobile gegeben hat, lässt vermuten, dass die Einführung von zwei parallelen Betriebssystemen, die beide auf allen Geräten lauffähig sind, eine ernstzunehmende Möglichkeit ist. Sollte sich diese als wahr herausstellen, müsste das aktuelle mobile Betriebssystem neu positioniert und rebranded werden, um dann gegenüber den Nutzern als die Windows-Lite-Version vermarktet zu werden, die hier im Text umrissen und besprochen worden ist.

Die Umstellung auf die Neupositionierung der zwei Systeme mag einige Zeit in Anspruch nehmen, aber viele Experten glauben, dass es die vielversprechendste Lösung für die Zukunft von Windows Mobile ist. Für viele Einzelpersonen und Unternehmen hat sie eine Reihe von neuen, effizienten Instrumenten zu bieten. Organisationen mit speziellen Task-Teams oder in Entwicklungsländern werden wahrscheinlich den größten Nutzen aus dieser Entwicklung ziehen.

Das neue Surface Phone: Eine alternative Realität

Um der Möglichkeit eines großen und eines kleinen Windows 10 als Betriebssystemoptionen für eine Reihe von verschiedenen Geräten unterschiedlicher Hersteller etwas entgegenzusetzen: Es gibt auch reichlich Gerüchte über das neue Surface Phone. Das Gerät wird schon lange erwartet und von vielen als letzte Chance für Windows angesehen, auf dem Mobilgerätemarkt, der in seiner derzeitigen Form weitgehend von Apple und Android gestaltet worden ist, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Stift an der linken Seite mit magnetischer Halterung

Surface Book, Bildquelle: Microsoft

Die Surface-Produktreihe hat sich im Verlauf der letzten Jahre als effektive, funktionale und wie am Schnürchen laufende Antwort auf Apples Ökosystem erwiesen. Surface Pro, Surface Book und Surface Studio machen Apples Produkten in Hinblick auf flüssige und nahtlose Interaktion sowie Anwendererfahrung in einer Art und Weise Konkurrenz, die für verschiedene Android-Geräte schlicht unerreichbar ist. Die große Frage ist jetzt, ob das neue Surface Phone an diese Erfolge anschließen und eine dem iPhone entsprechende Rolle einnehmen kann.

Obwohl das neue Surface Phone schon mit großer Spannung erwartet wird, sind konkrete Informationen dazu rar gesät. Das Datum seiner Markteinführung ist noch nicht bestätigt und während vermutet wird, dass es in drei unterschiedlichen Varianten erhältlich sein wird, ist keineswegs klar, wie diese aussehen werden. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie komplett in Metalloptik daherkommen werden, passend zum Surface Book und den anderen Produkten. Auch  andere Details sollen lanciert worden sein. Das Smartphone wird wohl mit einer guten Kamera und anderen hervorragenden Hardware-Features wie bis zu 8 GB RAM, MicroSD-Slot, USB-C-Ports und Microsofts Surface Pen als Zubehör aufwarten können.

Windows Mobile: Der Status Quo

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind noch alle der erwähnten Möglichkeiten für die Zukunft von Windows 10 Mobile denkbar. Es könnte sich zu einem kleineren Begleiter-Betriebssystem der vollen  Windows-10-Suite entwickeln, in seiner derzeitigen Form weiterbestehen oder ganz verschwinden. Da der Code für Windows Mobile mittlerweile fast vollständig in Windows selbst enthalten ist, ist die Entwicklung für die Plattform mit wenig Zusatzkosten verbunden und könnte leicht auf diese Weise fortgesetzt werden.

Windows war schon immer als proprietäre Software bekannt und anders als bei Android waren Open-Source-Gurus nie besonders daran interessiert, ihr Händchen an Windows Mobile zu versuchen. Auch Hackergruppen haben dieses Betriebssystem weitestgehend von ihrer Aufmerksamkeit verschont. Daraus folgt, das seine Zukunft ganz allein von den Entscheidungen abhängt, die Microsoft trifft.

Einige Experten haben außerdem angemerkt, dass es wahrscheinlich ist, dass Apps zunächst für den Desktopeinsatz entwickelt werden und dann ihren Weg auf die Mobilgeräte finden. Das ist insofern interessant, als dass es sowohl den Umstand betont, dass Windows-Mobiltechnik eine Zukunft hat, als auch die Tatsache hervorhebt, dass die Entwicklung für Desktoprechner nach wie vor reizvoller und fortschrittlicher bleibt.

Das Surface Phone könnte einigen Stimmen zufolge die letzte große Hoffnung für Windows Mobile sein und der Firma zu einem echten Durchbruch auf dem Mobile-Markt verhelfen. Alternativ könnte es eines von mehreren Smartphones werden, welche die zwei Windows-Betriebssysteme unterstützen, anstatt das Vorzeigeprodukt für Microsofts mobiles Betriebssystem zu sein.

Jetzt ist, was die Weiterentwicklung der Software angeht, natürlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Auch wenn die Windows Phones erwartungsgemäß nicht ausgemustert werden und selbst wenn das Surface Phone zunächst noch mit Windows Mobile ausgeliefert werden sollte, heißt das nicht, dass das immer der Fall sein wird. Da die Technik um uns herum immer nahtloser ineinander greift, ist es durchaus denkbar, dass die Mobilgeräte im Laufe der nächsten paar Jahre auf Windows 10 umgestellt werden, sofern Windows Mobiles Stündchen nicht schon früher schlägt.

Letztendlich sind sowohl ernsthafte Verbesserungen von Windows Mobile fürs Surface Phone als auch die Entwicklung eines vollwertigen Betriebssystems für den Einsatz auf Mobilgeräten spannende Ideen, durch die die Anwender weitaus mehr mit Windows anstellen könnten, während sie unterwegs sind. Enttäuschend wäre hingegen, wenn einfach der derzeitige Status Quo beibehalten würde. Sollte das der Fall sein, wollen wir hoffen, dass das nur eine kurzzeitige Übergangslösung bleibt.

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Die Zukunft von Windows Mobile
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2 Antworten auf “Die Zukunft von Windows Mobile”

  1. Kurt

    Bin glücklicher Besitzer eines Lumias 635
    Mit dem Inside Programm von Microsoft bekomme ich viele nützliche erweiterungen, die das Smartphone stabiler ,und die Accu—Ladung länger beibehält

  2. Hans Schrewe

    Bin sehr zufriedener Bensutzer eines Windows-Phones und habe viele Bekannte, die ebenfalls bei Windows Phone bleiben werden.

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