Für Fans von Overclocking, Bastler, Gamer und Liebhaber waren und sind Tools wie EVEREST, dessen Nachfolger Aida32 oder auch HWINFO32 wahrer Kult, ein absolutes Muss und „need to have“. Passend für die Analyse auch allerneuster Systemhardware oder Softwarekomponenten gibt es für den Privatgebrauch vom Branchenführer die aktuelle auf WinTotal bereits vorgestellte Aida64 Extreme Edition, die vor allem für Windows 8 fit machen soll und VIA VX11 Plattform mit dem Nano X2, AMD Trinity oder die OpenGL 4.3- und CUDA 5.0-Schnittstellen unterstützt und vorbaut. Bei 2-3 Rechnern im Eigenheim schön und gut, doch was tun im Falle von Netzwerken und Verbundsystemen? Einen Ausweg und damit eine echte Lösung für Administratoren und Systemverwalter bietet in einer solchen Situation die gerade erschienene Business Edition (Version 2.60) der Aida64 Benchmarksuite. Anders als bei der Extreme Edition stehen diesmal nicht Einzelanwender im Vordergrund, sondern die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen mit ihren zahllosen Intranets und Büro-Lans. Was denn genau den Unterschied zwischen Business und Extreme Edition ausmacht und ob das angewendete Preismodell stimmig ist: Wir betrachten es für Sie im Folgenden.
Aida64 2.6x - Extreme vs. Business Edition
Wie bereits erwähnt ist die Extreme Edition (erhältlich ab 28,80 EUR) für den persönlichen Gebrauch und nicht für den kommerziellen Einsatz bestimmt. Eine Ausnahme bietet mitunter die AIDA64 Extreme Edition (Engineer License) Version (159,90 EUR), welche es erlaubt, eine Systemanalyse auf einer unbegrenzten Anzahl von Computern zu absolvieren - das jedoch ebenfalls und nur als Einzelplatzanwendung.
Anders als die Extreme-Variante ist die AIDA64 Business Edition im Wesentlichen also als eine Netzwerk-Management-Lösung konzipiert und bietet "eine breite Palette an Funktionen zur Erstellung, Verwaltung und Analyse von Hard- und Software-Inventur" und zwar insbesondere "von Unternehmensnetzwerken". Das Produktspektrum umfasst dabei die gesamte Bandbreite an lokaler und Fern-Diagnose, Netzwerk-Überwachung, Fernverwaltung und Lizenzmanagement. Preislich schlägt sie mit 159,90 Euro für 10 Workstations zu Buche (individuelle Angebote auf Anfrage).
Overclocking und Büronetzwerk? Wohl kaum. Einige Feature der Extreme Edition sucht man in der Business-Ausführung deshalb vergebens. Allerdings erscheint es eben plausibel, dass man einige Module zur Hardware-Überwachung (Sensorwert-Aufzeichnung, Temperatur-Warnung) oder einige spezielle Übertaktungsbenchmarks der Extreme Version zur CPU-, Speicher- und Festplatten-Analyse vergebens sucht. Kein Thema ist hingegen das Komplett-Programm an Audit- und Fernbedienungsfunktionen. Zu den Glanzpunkten der Business Edition zählen dabei ganz klar die grafische Fernbedienung und das Remote-Paket, bestehend aus Remote-Benutzer-Monitoring, Remote-HDD-Monitoring und der Remote-Überwachung der Virendatenbank. Was es heißt, wenn Laufwege bei der Wartung von verteilten Netzwerken eingespart werden können, zeigt sich zudem in der automatisierten fernbedienten Berichterstattung (E-Mail-Versand wie auch SQL-Datenbank-Ablage möglich) oder dem integrierten Berichterstellungskonverter.
Kann die Extreme Edition an dieser Stelle nur mit Standard-Text, HTML-, MHTML-Bericht-Formaten aufwarten, sind es in der Business-Ausführung darüber hinaus Formate wie XML, CSV und auch MIF (Microsoft SMS, INI-Berichte). Einzigartig sind auch unzählige Funktionen, die allgemein für die Unternehmensführung wichtig sind. Hierunter zu finden sind unter anderem ein Warnsysteme für ablaufende Zertifikate, eine Änderungsverfolgung und auch ein Überwachungsmanager, um wichtige Systemgrößen in einem dauerhaft normalen Bereich zu wissen. So richtig warm ums Herz wird jedem Administrator dann aber wohl endgültig bei der Benutzung der Kommandozeile, über die diese zahlreichen Features nahezu beliebig miteinander gekoppelt und vereinheitlicht koordiniert werden können.
Wer wissen will, wie es denn so ist, wenn man ein knapp 24 MB großes Tool ohne vorherige Installation - umverteilt und netzwerkweit - aufruft und sich dann bei der Überwachung einer unter Umständen endlosen Anzahl von Rechnern nur noch entspannt zurücklehnen braucht, der erfährt Selbiges hier und jetzt.
Business Edition – Aufbau im Detail
AIDA64 Business Edition wurde gleichermaßen für 32-Bit- und 64-Bit-Plattformen entwickelt und ist für Windows 8 und Windows Server 2012 ebenso geeignet wie für zurückliegende Vista-, XP- oder Windows 95/98/Me-Szenarien.
Bei unserem Test machten wir uns die VMware-Unterstützung von Aida64 zu Nutze und richteten unter WMware Workstation 8 ein virtuelles Netzwerk bestehend aus drei virtuellen Rechner-Instanzen ein, auf denen - wie auch auf dem Wirtsrechner - ein Windows 7 64-Bit lief. Die Instanzen ließen wir ganz standardmäßig unter NAT laufen und richteten lediglich für jede Einheit vorab noch eine Verbindung zu unserem zentral auf dem Wirtsrechner angesiedelten Netzwerkordner („shared“) ein. Mit dieser minimalen Netzwerksimulation ausgestattet luden wir uns dann die aktuelle Aida64 Business Edition herunter (Version 2.60.2100 vom 21.08.2012) und entpackten uns die ZIP-Variante direkt in unseren angelegten Netzwerkordner. Diese durchaus elegante Vorgehensweise entspricht ganz der Empfehlung von Aida und ist der Grund, warum sich so etwas wie Netzwerkinstallation bereits an dieser Stelle als abgeschlossen bezeichnen lässt. Die Business Edition ist somit „Out of the box“ in Betrieb zu nehmen, wobei insbesondere für den gegenseitigen entfernten Zugriff von jedem teilnehmenden Rechner aus je eine eigene Aida64-Instanz ausgeführt bzw. gestartet werden muss.
\\Server\share\aida64folder\aida64.exe
Beispiel für einen Low-Level-Aufruf, der zudem den Fernzugriff für eingehende Verbindungen entfernter Remote Hosts zulässt:
\\Server\share\aida64folder\aida64.exe /ACCEPTBG /SAFE /SILENT
Das deutet bereits darauf hin, dass die gesamte Business Edition in einem sessionähnlichen Container zu laufen scheint, an dem sich einzelnen Stationen anmelden können, um dann absolut problemlos miteinander zu interagieren. Der intelligente Aufbau dieses Modells erklärt sowohl die Einfachheit der Interprozesskommunikation wie auch die Idee hinter sämtlichen der Remote- und Fernwartungs-Eigenschaften, für die die Business Edition steht.
Die Features im Einsatz
Starten wir die Aida64 Business Edition lokal auf dem eigenen Rechner, erleben wir zunächst keine übermäßigen stilistischen Überraschungen, stattdessen aber sticht sofort die für Analysetools typische Baumstruktur ins Auge.
Tatsächlich befinden sich hier alle wesentlichen Monitoring-Werkzeuge rund um Datenträger, RAM, Software, Sicherheit, Anzeige- und Gerätemanagement, Betriebssystem, Netzwerk und Board sowie die verwendete Chiptechnik - ganz so wie vom Nutzer erwartet. Temperaturen, Hardwarestatusmeldungen (Lüfter, S.M.A.R.T), Signaturen, Stromspannung von CPU, AGP und DRAM - die gesamte erwartbare Bandbreite ist da. Auch softwareseitig kann AIDA64 punkten und reicht dem User Informationen über installierte Programme, Software-Lizenzen, Windows-Einstellungen sowie diverse Listen zu gestarteten Prozessen, Diensten, DLL-Dateien sowie den Autostart-Programmen.
Gefallen haben an dieser Stelle vor allem der direkte Link ins Aida-Forum aus der oberen Icon-Bar heraus oder auch die umfangreiche Hilfe und Kurz-Dokumentation der Command-Line.
Beispielaufruf über die Befehlszeile für die Netzwerk-Audit-Option:Die Berichterstattung bietet jede Menge Flexibilität. Egal ob Druckvorschau, lokales Report-Storing, E-Mail-Versand oder Ftp-Upload - vom Kurzbericht bis hin zur über 150 Seiten starken Gesamtsystemübersicht findet sich hier die gewohnte professionelle Qualität von Aida wieder. Zieht man jetzt noch die Möglichkeiten der SQL-Datenbankablage in Betracht oder auch die Befehlszeilenoptionen für das Erstellen eines benutzerdefinierten Layouts, dann wird ersichtlich, dass Sie mit der Business Edition eine ganz eigene Infrastruktur bezüglich der Berichterstellung aufbauen können, die Sie vollständig und völlig autonom informieren kann.
\\Server\share\aida64folder\aida64.exe /R \\server\share\report\$HOSTNAME /audit /CSV /SAFE /SILENT
Wenden wir uns nun dem eigentlichen Thema der Business Edition zu, dem Vorgehen bei der Überwachung von den an der Business Edition angemeldeten Rechner-Entitäten.
Im Einzelfall ist es dann auch der localhost, der in einer einfachen Spalten-Gliederung als Abbild alle Informationen liefert. Für den Fernzugriff dabei besonders praktisch: das Anlegen einzelner virtueller Gruppen, die jeweils einzelne entfernte Rechner zusammenfassen bzw. im Sinne eines gemeinsamen Ansteuerns perspektivisch ordnen.
Fazit
Dieses „Mixing“ von Rechnern erleichtert die Arbeit mit einem Netzwerksystem ungemein und erlaubt das Auslesen unterschiedlicher Schichten eines Netzwerks. Das lässt sich zum Beispiel nach Standort-Auswahl oder Rechner- und Hardwareklassen sichten, überwachen oder aufzeichnen. Die von Aida gewählte Produkt-Architektur erlaubt dem Administrator die absolute Freiheit und ermöglicht dabei auch Ungewöhnliches, z.B. die indirekte Interoperabilität über mehrere Instanzkaskaden hinweg.
Für IT-Manager wie auch Admins von kleinen und mittleren Unternehmen scheint mit der Aida64 Business Edition endlich eine Tool-Lösung in greifbare Ferne gerückt, die gegenüber der Überwachung und Informationsermittlung vom PC-System zunächst keine Wünsche offen lässt.
Version 2.60.2100 der Business Edition bietet Netzwerk-Überwachung, Prüfung und Verfolgen von System-Änderungen sowie ein überaus überzeugendes Berichterstellungs- und Ablage-System.
Ob Echtzeit-Notification für das automatische Benachrichtigen des Netzwerkadministrators oder die Alarmierung bei kritischen Zuständen in punkto verfügbarer Speicherplatz, ablaufender Lizenzen und Zertifikate oder Überschreiten von Prozessgrößen - das Paket aus Netzwerküberwachung und Fernverwaltung überzeugt. Der einzige Wermutstropfen von Aida64 ist wohl die Beschränkung auf Windows-Rechner. Hier leistet sich die Software dann aber entsprechend keinerlei Schwächen.
Zum Abschluss unseren Tests der Business Edition wollen wir deshalb noch einmal kurz auf den ganz wesentlichen Aspekt der Aida-Suite hinweisen. AIDA64 als Nachfolger von erfolgreichen Tools wie EVEREST und Aida32 verfügt über die präzisesten Hardware-Erkennungsfähigkeiten seiner Klasse und bietet wie kein anderes Programm auf dem Markt detaillierte Informationen über Computereinbauten. Das Hardware-Erkennungsmodul wird durch eine umfassende hauseigene Hardware-Datenbank mit über 115.000 Einträgen gestützt, und wer von Ihnen einmal in der Situation war, unvollständige Sensordaten oder gar ein falsches Ansprechverhalten zu erhalten, der wird diesen Erfahrungsschatz zu schätzen wissen. Zuverlässigkeit der Analysedaten und die Berücksichtigung auch von individuellen Hersteller-Besonderheiten in Baugruppen und Sensortypen ist und bleibt das, was die Stärke eines gelungenen Hardware-Monitoring-Tools auszeichnet.
Preislich jedenfalls gibt es hier nichts zu bemängeln, diese Ausgabe in die Sicherheit und Zuverlässigkeit der eigenen Rechnerinfrastruktur macht Spaß und überzeugt. Als Investition in die Gesundheitsvorsorge, die mit knapp 63 Euro nicht die Welt kostet, Schäden vorbeugt und Ausfälle und Projektstillstand effektiv verhindern kann, macht man mit der Business Edition von Aida64 ziemlich sicher nichts verkehrt.
AIDA64 Business Edition |
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Hersteller: | FinalWire, |
Preis | ab 62,50 Euro für 5 Rechner |
System: | Windows |
Positiv: | Sehr informativ, keine Installation notwendig, Remote-Abfragen der Clients |
Negativ: | - |