Sommerzeit ist Urlaubszeit und für viele stellt sich die Frage, ob man in diesem Urlaub nicht auch schöne Momente und tolle Landschaften mit einer Videodrohne festhalten sollte. Auch wir als absolute Neulinge auf diesem Gebiet haben uns diese Frage gestellt und für einen Kurzurlaub in der Normandie eine DJI Mini 3 ins Gepäck gepackt. Wie es uns ergangen ist, ob die DJI Mini 3 Drohne für Einsteiger nicht vielleicht doch etwas zu teuer ist oder ob die DJI Mini 3 Pro die bessere Wahl wäre, das klärt dieser Erfahrungsbericht.
Die DJI Mini 3 ist in der Kategorie unter 250 Gramm eine der Drohnen mit der besten Kamera, die auch im Hochformat aufnehmen kann. Im Vergleich zur Mini 3 Pro sind 4K-Auflösungen nur mit 30 Bildern (60 Bilder bei der Pro) und Fotos nur mit 12 Megapixeln (48 Megapixel bei der Pro) möglich
Die Flugzeit der führerscheinfreien Drohne beträgt knapp 35 Minuten unter idealen Bedingungen.
Gegenüber der DJI Mini 3 Pro fehlen der Mini 3 die Sensoren zur Hinderniserkennung an der Rückseite und Unterseite und damit auch Funktionen wie die automatische Objektverfolgung (ActiveTrack).
Inhalt
1. Spielzeug oder professionelles Videowerkzeug?
Die Entwicklung im Drohnenbereich ist atemberaubend. Waren die „fliegenden Augen“ früher noch für private Zwecke unerschwinglich, beginnt der Drohnenspaß heute bereits bei ca. 130 Euro. Der Unterschied zwischen besserem Spielzeug und einer Drohne, die mit tollen Videos und stabilem Flugverhalten überzeugt, wird aber deutlich, wenn man sich Berichte über die Aldi-Drohne für 129 Euro mit GPS & Kamera anschaut.
Nachteile von Billigdrohnen: Billigdrohnen haben nicht nur eine sehr schlechte Videoqualität, sondern fliegen auch sehr unpräzise. Gerade für ungeübte Drohnenpiloten empfehlen wir daher eine Drohne mit guten, stabilen Flugeigenschaften und einer idiotensicheren Bedienung.
2. Bis 250 Gramm ohne Drohnenführerschein
Drohnen wie die DJI-Mini-Serie kommen auf ein Gewicht von unter 250 Gramm. Das spart nicht nur Platz im Reisegepäck.
Für Drohnen unter 250 Gramm ist kein gesonderter EU-Drohnenführerschein erforderlich. Was aber für kleine Kamera-Drohnen bleibt, ist eine Registrierpflicht, eine Drohnenkennzeichnung sowie die Pflicht zu einer Drohnen-Haftpflichtversicherung.
Mehr Informationen: Weitere Infos rund um das Thema Drohnen: Rechte und Pflichten finden Sie in unserem Artikel Drohnen fliegen: Diese Gesetze und Verordnungen müssen Sie beachten.
Die kleinen Drohnen haben aber auch Nachteile: Sie sind anfälliger für Wind und die Akkuleistung ist aufgrund des Gewichts oft geringer, was sich negativ auf die maximale Flugzeit auswirkt. Schließlich verfügen kleine Drohnen oft über keine oder nur eine eingeschränkte Hinderniserkennung und sind daher nicht in der Lage, Hindernissen selbstständig auszuweichen oder Objekte selbstständig zu verfolgen (ActiveTrack).
3. DJI Mini 3 Vs. DJI Mini 3 Pro
Für unser Experiment fiel die Wahl auf die DJI Mini 3, da sie im Gegensatz zur Mini 2 Aufnahmen bis zu 4K ermöglicht und als erstes Modell der Mini-Serie auch Aufnahmen im vertikalen Gimbal-Modus sowie Kameraschwenks bis zu 60 Grad nach oben und unten erlaubt.
Ein weiteres Argument für die Mini 3 war das bessere Flugverhalten durch die größere Spannweite.
Die Mini 3 ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Wir haben uns für das Paket DJI Mini 3 Fly More Combo & DJI RC entschieden. Dieses Paket kostet ca. 200 Euro mehr als die einfache Drohne mit Controller ohne Display, hier muss das Smartphone zusätzlich mit dem Controller verbunden werden. Dafür bekommt man aber drei Akkus, ein Schnellladegerät, eine passende Tasche, 2 Paar Ersatzpropeller und vor allem den sehr hochwertigen DJI-Controller mit integriertem Display.
3.1. Unterschiede zur DJI Mini 3 Pro
Die DJI Mini 3 Pro kostet ca. 360 Euro mehr als eine Mini 3 mit gleichem Zubehör (nur Drohne mit einfachem RC-N1-Controller, 469 Euro zu 829 Euro). Auf den ersten Blick ist der Preisunterschied nicht erklärbar, da die Drohnen für den Laien sehr ähnlich aussehen.
Bei näherer Betrachtung der Ausstattungsmerkmale gibt es jedoch Unterschiede, wie die folgende Tabelle zeigt.
DJI Mini 3 | DJI Mini 3 Pro | |
---|---|---|
Preis mit RC | 496 € | 829 € |
Gewicht | 249 Gramm | 249 Gramm |
Maße geklappt | 148 x 90 x 62 mm | 145 x 90 x 62 mm |
Maße ausgeklappt | 251 x 362 x 72 mm | 251 x 362 x 70 mm |
Akku | 2453 mAh | 2453 mAh |
Flugzeit max | 38 Minuten | 34 Minuten |
Sensoren | unten | unten, vorne, hinten |
Videoübertagung | OcuSync 2 | OcuSync 3 |
Foto und Kamera | ||
Sensor | 1/1,3-Zoll-CMOS 12MP | 1/1,3-Zoll-CMOS 48MP |
Fotoauflösung max | 12 Megapixel | 48 Megapixel |
Farbtiefe | 8 Bit | 10 Bit (D-Cinelike) |
Videoauflösungen | 4K / 30 Bilder/s 2,7K / 60 Bilder/s FullHD / 60 Bilder/s |
4K / 60 Bilder/s 2,7K / 60 Bilder/s FullHD / 60 Bilder/s |
ISO | Foto: 100 bis 3200 Video: 100 bis 3200 |
Foto: 100 bis 6400 Video: 100 bis 6400 |
Videoformat | MP4 (H.264) | MP4/MOV (H.264/H.265) |
Bitrate | bis 100 Mb/s | bis 150 Mb/s |
Fotofunktionen | Foto 3 Serienbilder Intervall |
Foto 3 oder 5 Serienbilder Intervall |
Videofunktionen | QuickShots (Dronie, Spirale, Rakete, Kreis, Bumerang) | QuickShots (Dronie, Spirale, Rakete, Kreis, Bumerang, Asteroid), MasterShots, Hyperlapse |
Motivverfolgung | keine | ActiveTrack, Spotlight, Point of Interest |
3.2. Fehlender ActiveTrack
Aus den Daten geht bereits hervor, dass die Mini 3 Pro über eine bessere Kamera verfügt. Die fehlenden Sensoren zur Hinderniserkennung sind auch der Grund dafür, dass die Mini 3 nicht über die Funktion ActiveTrack verfügt. In diesem Modus folgt die Drohne bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h dem anvisierten Objekt oder fliegt parallel dazu. Das „Mehr“ an Technik kostet aber auch Flugzeit. Ganze vier Minuten beträgt der Verlust gegenüber der Mini 3 bei gleichem Akku.
Ein weiterer Unterschied ist die Übertragung des Videobildes zum Controller. Während die Mini 3 noch den OcuSync (O) 2 Standard verwendet, unterstützt die Mini 3 Pro den O3 Standard von DJI. Der Unterschied wirkt sich sowohl auf die Übertragungsreichweite als auch auf die Bildqualität des Livebildes auf dem Controller aus. Im O2 Standard wird das Bild mit 720p 30 fps und im O3 Standard mit 1080p 30 fps dargestellt. In der Praxis sind diese Unterschiede jedoch weniger relevant, da man bei so kleinen Drohnen mehr auf Sicht fliegen muss und die Auflösung am Controller keinen Einfluss auf die tatsächliche Aufnahmequalität hat. Wer jedoch eine FPV-Brille (First Person View) wie die DJI Googles 2 verwenden möchte, ist auf eine Drohne mit O3 angewiesen.
3.3. Weniger Smart-Funktionen für die Mini 3
Die Mini 3 und die Mini 3 Pro bieten mehrere vorprogrammierte Flugmanöver, die bei DJI Quickshot genannt werden. Sie wählen einfach das Objekt aus und die Drohne dreht sich um das Objekt, fliegt eine Helix oder steigt wie eine Rakete in den Himmel.
- Dronie: Die Drohne fliegt rückwärts und aufwärts, wobei die Kamera fest auf das Motiv ausgerichtet ist.
- Helix: Die Drohne steigt auf und umkreist das Motiv spiralförmig.
- Rocket: Die Drohne steigt auf und die Kamera zeigt nach unten.
- Kreisen: Die Drohne umkreist das Motiv.
- Boomerang: Die Drohne umfliegt das Motiv in einem ovalen Kurs, steigt beim Wegfliegen auf und sinkt bei der Rückkehr ab.
Die Mini 3 bietet fünf die Pro-Version dagegen sechs solcher Flug-Manöver. Durch die Möglichkeit, den Gimbal auch hochkant zu verwenden, werden vor allem Videoblogger sich über neue, für soziale Netzwerke passende Aufnahmeformate freuen.
Nur die Pro-Version kennt darüber hinaus Mastershots. Dabei führt die Drohne für ein Objekt verschiedene Flugmanöver automatisch nacheinander aus. Mit der Spotlight-Funktion bleibt die Kamera der Mini 3 Pro während des Fluges immer auf ein Objekt gerichtet. Im PIO-Modus fliegt die Drohne automatisch um ein ausgewähltes Objekt herum.
Alle Unterschiede zwischen der DJI Mini 3 und Mini 3 Pro finden Sie ausführlich in dem folgenden Video:
4. Mieten statt kaufen
Sie können Drohnen auch mieten statt kaufen. Im Internet gibt es verschiedene Anbieter, welche Drohnen auch zum Mieten anbieten. Der Mietpreis richtet sich nach Modell, Ausstattung und Mietdauer. Das von uns präferierte Modell mit dem Fly More Combo kostete bei Grover zum Zeitpunkt unserer Anfrage (Mai 2023) dort 89 Euro für einen Monat. Die Mietoption ist also gerade für Einsteiger eine gute Alternative, bevor man sich dauerhaft für ein Modell entscheidet oder eine Drohne nur einmalig für einen bestimmten Zweck (Urlaub am Nordkap oder große Feier) benötigt.
5. Ab in den Urlaub - Praxistest
Trotz der oben dargestellten Unterschiede haben wir uns als Einsteiger für das günstigere Mini-Modell entschieden und die Drohne vor dem Urlaub nur kurz im heimischen Garten auf die Grundfunktionen getestet. Mit dem Motorrad fuhren wir dann in die Normandie und hofften auf spektakuläre Aufnahmen.
Erstes Ziel unseres Drohneneinsatzes war der Küstenort Étretat mit seinen weltberühmten steilen Felsklippen, die den Ort wunderschön einrahmen.
Gesagt, getan: Drohne aus dem Gepäck geholt und gestartet. Dabei fiel uns gleich negativ auf, dass die Mini 3 sehr wenig „Bodenfreiheit“ hat. Bei etwas Grasbewuchs schlagen die Propeller schon wie ein Rasenmäher durch das Grün. Für dieses Problem gibt es im Handel, beispielsweise bei 3DQuad „Drohnenfüße“, mit denen die Drohne etwas höher steht. Alternativ kann man auch Landeplätze in Form von Matten kaufen oder sich, wie wir, mit der Tasche aus dem Fly More Combo behelfen und diese als Start- und Landefläche verwenden.
Die ersten Flugversuche waren geprägt von Angst und Faszination: Auf der einen Seite ist es spannend, mit der Drohne die Felsformationen vom Meer aus zu filmen und dabei unvorstellbare Aufnahmen zu machen. Auf der anderen Seite machte der Wind immer wieder Sorgen und die Navigation der sehr kleinen Drohne am sonnigen Himmel war oft mehr als schwierig, da man das Objekt selbst schnell am Himmel verloren hatte.
Über den Controller kann der Gimbal um 60 Grad nach oben oder unten geschwenkt werden, was noch mehr Spielraum bei den Aufnahmetechniken bietet. Im „Cine-Mod“ bewegt sich die Drohne noch geschmeidiger und ermöglicht sehr ruhige Landschaftsaufnahmen. Mit den vielen Touristen um uns herum fühlten wir uns beim ersten Einsatz nicht ganz so sicher und packten die Drohne nach ein paar Aufnahmen wieder ein.
Der nächste Einsatz fand in ruhiger Umgebung in einem malerischen Ort mitten in der Normandie statt. Hier konnten wir abseits der vielen Touristen nach Lust und Laune Quickshot ausprobieren. Trotz geringer Flugerfahrung gelangen erste sehenswerte Urlaubsvideos.
Zwischen den Einsätzen haben wir die Akkus mit dem Schnellladegerät des Fly More Combo über USB-C geladen. Das Ladegerät sowie die Drohne selbst unterstützen die Schnellladefunktion Power Delivery (PD) mit 30 Watt. Damit ist ein Akku in ca. 1 Stunde wieder voll geladen.
6. Unser Fazit
Als reines Spielzeug sind Drohnen in der Qualität einer DJI Mini 3 zu teuer. Wer aber seine Urlaubserlebnisse gerne auf Video festhält, hat mit der Mini-Serie von DJI trotz kleinem Packmaß und Gewicht die Möglichkeit, seine Urlaubserlebnisse aus einer ganz anderen Perspektive festzuhalten.
Anfänger profitieren von den hervorragenden Flugeigenschaften der Mini-Serie. Trotzdem empfehlen wir ein paar Übungsrunden in sicherer Umgebung, zum Beispiel auf einer Waldlichtung oder im freien Feld.
Die Funktionen der Mini 3 Pro haben wir eigentlich nur bei den Mastershots und der PIO-Funktion vermisst. Beides lässt sich aber mit etwas Übung auch „von Hand“ realisieren. Wer allerdings seinen Urlaub „aktiv“ filmen möchte und die Drohne beim Radfahren, Wandern, Rudern oder sogar Motorradfahren autonom durch die Luft begleiten soll, kommt um die Anschaffung einer Mini 3 Pro nicht herum.