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In Zeiten von Whistleblowern und steigender Cyberkriminalität ist es für viele Internet-Nutzer besonders wichtig, sich anonym durch das Netz bewegen zu können. Mit Orbot ist das jetzt auch auf dem Smartphone möglich, denn die App stellt auf Android-Geräten den Zugang zum Tor-Netzwerk her. Genau wie der Tor Browser basiert Orbot dabei auf dem sogenannten „Onion Routing“, mit dem der Internetverkehr verschlüsselt wird und so für Dritte nicht mehr nachvollziehbar ist. In unserem Orbot-Test haben wir uns die App einmal genauer angeschaut und zeigen Ihnen, wie Sie damit Ihre Spuren verwischen können.

Was ist das Tor-Netzwerk?

„The Onion Router Project“ (kurz: Tor) ist ein weltweites Server-Netzwerk, mit dem Nutzer Ihre IP-Daten im Internet verschleiern und Tracking Ihrer Daten verhindern können. Mit den entsprechenden Browsern ist auch der Zugang ins Darknet möglich.

Welche Vorteile hat Orbot gegenüber Proxy und VPN-Verbindung?

Der Datenverkehr mit Orbot wird im Gegensatz zu Proxy- oder VPN-über verschiedene Computer auf der ganzen Welt geroutet. Das verhilft Ihnen zu mehr Privatsphäre und Freiheit beim Surfen auf dem Handy.

Hat das Surfen über Tor auch irgendwelche Nachteile?

Durch die vielen Zwischenstationen gibt es deutliche Nachteile hinsichtlich der Performance. Daher sind Verbindungsaufbau und Download-Geschwindigkeit automatisch langsamer als bei einem herkömmlichen Browser.

1. Orbot Test: Einrichtung & Bedienkomfort

Orbot für Android bei aufgebauter Verbindung

Der grüne Button signalisiert, dass die Verbindung zum Tor-Netzwerk erfolgreich aufgebaut wurde.

Auch wenn Sie Tor vielleicht bereits von Ihrem Windows-Computer kennen, müssen Sie sich umstellen, denn der Zugang zum Netzwerk funktioniert mit Orbot etwas anders. Die App selbst können Sie kostenlos aus dem Google Play Store heruntergeladen werden. Wir haben für unseren Orbot-Test ein Samsung Galaxy S9 mit Android 9 verwendet. Der gesamte Prozess hat nicht einmal drei Minuten in Anspruch genommen.

Nach dem Download und der Installation muss die App noch auf dem Smartphone eingerichtet werden. Diese gestaltet sich kinderleicht, zudem unterstützt Sie ein Assistent Sie bei den wichtigsten Einstellungen (z.B. der Sprache). Nach dem Start der reicht ein Tippen auf das große Zwiebelsymbol in der Mitte, um sich mit dem Tor-Netzwerk zu verbinden. Nach einigen Sekunden leuchtet der Button grün auf und signalisiert damit einen erfolgreichen Verbindungsaufbau.

Darüber hinaus bietet Orbot außerdem einen VPN-Modus, der es ermöglicht, die Kommunikation aller Apps durch den sicheren Tunnel zu schleusen. Sollten bestimmte Dienste oder Webseiten den Zugriff über VPN verweigern, können Sie das mit Hilfe einer Brücke umgehen. Dazu müssen Sie lediglich den Regler bei der entsprechenden Option nach rechts schieben.

Brücke einrichten in Orbot

Sollten bestimmte Dienste oder Webseiten den Zugriff über VPN verweigern, können die Daten mit Hilfe einer Brücke doch noch ans Ziel leiten.

Einige Funktionen benötigen Root-Rechte: Um den kompletten Funktionsumfang von Orbot nutzen zu können, sollten Sie idealerweise Root-Rechte auf Ihrem Smartphone besitzen. Damit können Sie dann beispielsweise auch festlegen, ob Sie den gesamten Datenverkehr oder nur bestimmte Apps über das Tor-Netzwerk leiten möchten. Um die Root-Rechte anzufordern, klicken Sie in den Einstellungen auf „Transparente Vermittlung (benötigt Root-Rechte)“ und setzen das Häkchen bei „Anfrage auf Root-Zugriff“. Bestätigen Sie die anschließende die Superuser-Anfrage mit „Erlauben“.

2. Anonym surfen mit Orbot: Webbrowser installieren

Ohne den passenden Webbrowser surfen Sie damit aber noch längst nicht anonym im InternetEine gute Möglichkeit ist der Orfox, den Sie ebenfalls kostenlos über den Play Store beziehen können. Dieser funktioniert nur in Kombination mit Orbot. Die Verantwortlichen haben allerdings bereits angekündigt, dass mit der endgültigen Version von Tor für Android (die mittlerweile veröffentlicht wurde) mittelfristig die Entwicklung für Orfox eingestellt werden soll.

Auf unserem Samsung Galaxy S9 macht das dynamische Duo aus Orbot und Orfox in jedem Fall eine gute Figur: Die Verbindung bleibt sowohl über das Mobilfunk-Netz als auch über eine Glasfaserleitung stabil. Und auch die Performance ist unserer Meinung nach mehr als akzeptabel.

Seit September 2018 gibt es den Tor-Browser offiziell auch als mobile Version für Android. Dieser funktionierte zunächst ebenfalls nur, wenn Orbot bereits auf dem Gerät aktiv ist, kann mittlerweile aber selbstständig eine Verbindung zum Tor-Netzwerk herstellen.

Allerdings ist der Tor-Browser im Play-Store wesentlich schlechter bewertet, als die Alternativen Orbot und Orfox und hat unserer Meinung nach deutliches Verbesserungspotenzial im Bezug auf das Handling. Langfristig wird aber wohl aus Sicherheitsgründen kein Weg an der Nutzung des Tor-Browsers für Android vorbeiführen.

3. Orbot im Test: Identitätswechsel für maximale Anonymität

Um Ihre Spuren im Netz restlos zu verwischen, sollten Sie in regelmäßigen Abständen Ihre Tor-Identität wechseln. Tippen Sie dazu auf das Aktualisieren-Symbol rechts oben. Nun beginnt der Zwiebel-Button in der Mitte sich zu drehen. Gleichzeitig wird die ID, die Ihnen bei Eintritt in das Tor-Netzwerk zugewiesen wurde, geändert. Auch das hat in unserem Test problemlos funktioniert.

Orbot konfigurieren: Identität in der deutschen Version von Tor für Android wechseln

Fängt die Zwiebel an zu rotieren, wird Ihnen im Hintergrund eine neue ID (also eine neue Identität) zugewiesen.

4. Onion Browser: Die Orbot-Alternative für iOS

Orbot ist derzeit ausschließlich für Android verfügbar, das bedeutet aber nicht, dass iPhone-Nutzer deshalb auf das anonyme Surfen via Tor verzichten müssen. Mit dem Onion-Browser gibt es auch für iOS einen offiziellen Browser, mit dem Sie Ihre Verbindungsdaten über das Tor-Netzwerk anonymisieren können.

Die App bekommen Sie kostenlos im App Store. Nach der Installation verbindet Sie der Onion-Browser automatisch mit dem Tor-Netzwerk. Bei Bedarf wechseln sie damit in Sekunden Ihre IP oder verstecken Ihren User Agent. Auch Geoblocking lässt sich damit ganz leicht umgehen.

Der Onion Browser von Apple

Mit dem Onion Browser von Apple können sich auch iOS-Nutzer mit dem Tor-Netzwerk verbinden.

5. Fazit unseres Orbot-Tests

Orbot stellt eine gute Möglichkeit dar, um anonym im Internet zu surfen oder länderspezifische Restriktionen zu umgehen. Letzteres ist natürlich vor allem für die Nutzung von Streaming-Diensten interessant.

Die App lässt sich kinderleicht installieren und stellt zusammen mit dem passenden Browser schnell und unkompliziert eine verschlüsselte Verbindung zum Tor-Netzwerk her. Besonders gut hat uns auch der VPN-Modus gefallen, der es ermöglicht, die Verbindungen anderer Apps zu anonymisieren. Das Handling ist sehr intuitiv, Experten-Kenntnisse werden zum Konfigurieren der Verbindung und deren Nutzung nicht benötigt.

Die Verbindung war in unserem Test durchgehend stabil und zeigte erwartungsgemäß nur in Sachen Schnelligkeit ein paar Defizite. An und für sich ist Orbot eine wirklich empfehlenswerte App, die allerdings (schenkt man den Aussagen der Entwickler Glauben) ihre Halbwertszeit längst überschritten hat. 

58 Bewertungen

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne Ø 3,86
Orbot im Test: Funktionen und Konfiguration von Tor für Android
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Eine Antwort auf “Orbot im Test: Funktionen und Konfiguration von Tor für Android”

  1. Albert Ecke

    Was sie zu VPN schreiben ist leider nicht mehr ganz aktuell. Die Browser, die BS Bindoof und Ampleud spitzeln inzwischen böser als Gestapo, Stasi und Tscheka, so daß die Ländersperren nicht mehr umgangen werden können. Auch alle VPN-Anbieter einschließlich Orbot sind da machtlos. Sie können meine Behauptung leicht nachprüfen indem sie über Orbot, Steganos (extrem unhöflich und fachlich zweifelhaft), ExpressVPN u.a,
    mal SRF oder ORF in der BRD glotzen wollen. Alle diese Sender bestätigen trotz aktivem VPN und Schweizer- oder Ösi IP daß sie sich im Ausland befinden. Bei SRF hat man aber trotz dieser Geolocationmeldung beim SRF live, aber noch Zugang zu deren Mediatheken. Also fast alles was heute zu VPN im Inet zu lesen ist kann man vergessen.
    Ich war ein Opfer der Stasi in der DDR, doch so viel wie heute gelogen und betrogen wurde das noch nie in Deutschland. Man kann gut ohne Bananen leben, aber nicht ohne Rechtlichkeit.

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