Nachdem wir uns kostenlose Video-Editoren in einem Review angeschaut haben, stellen wir in diesem Test mit Ashampoo Movie Studio Pro 3 eine kostenpflichtige Einsteigerlösung vor und berichten über unsere Erfahrungen mit der Software.
Mit der Software können Sie Foto-, Audio- und Videomaterial zu einem kompletten Video zusammenführen und Videos schneiden, Fotos und Videos mit Übergängen und Effekten versehen sowie einen Vor- und Abspann einfügen.
Trotz des "Pro" im Namen richtet sich die Software vorrangig an Einsteiger und Gelegenheitsnutzer mit kleineren Projekten.
Für komplexere Projekte mit sehr viel Videomaterial ist das Programm zu langsam und legt immer wieder Denkpausen ein. Hier sind andere Video-Editoren besser geeignet, zu denen Sie auch auf WinTotal ein Review finden.
Inhalt
1. Kostenlose oder kostenpflichtige Schnittprogramme
Wenn Sie ein paar Videoclips vom Urlaub mit Fotos und Musik zu einem kleinen Kurzfilm zusammenfassen möchten, geht dies auch mit kostenlosen Video-Editoren bereits ganz gut. Warum dann für eine Videoschnitt-Software noch Geld ausgeben? Die Gründe dafür sind sehr verschieden.
Hochwertige Videoschnitt-Programme, wie beispielsweise Vegas Pro, kommen auch mit größeren Projekten zurecht, bieten professionelle Funktionen oder belohnen treue Anwender mit einer über die Jahre gleichbleibenden Oberfläche und Bedienung.
Für wenig versierte Anwender gibt es dagegen als Argument für ein Kaufprodukt die Zugabe von ansprechenden Vorlagen und Designs, lizenzfreie Musik und Sounds, deutschen Support und vor allem eine deutsche Anleitung. Da die meisten Kaufprodukte auch in einer Testversion verfügbar sind, kann sich jeder potenzielle Käufer im Vorfeld entscheiden, ob er lieber einer der vielen Freeware- und Open Source-Programme oder ein Kaufprogramm nutzt.
2. Ashampoo Movie Studio Pro 3 – Videobearbeitung übersichtlich und modern
Der Hersteller Ashampoo kann mit einem breiten Produkt-Portfolio aufwarten und bietet mit Software wie dem Ashampoo Burning Studio oder dem Ashampoo Slideshow Studio bereits Kernfunktionen, welche sich auch im Ashampoo Movie Studio Pro 3 wiederfinden.
Entgegen dem Namen handelt es sich bei der Software um keine professionelle Lösung, was auch am Preis, derzeit für unter 30 Euro, sonst für 60 Euro, deutlich wird. Die Software ist für Microsoft Windows ab Version 7 bis Windows 11 verfügbar. Das Programm ist nicht portabel, muss also installiert werden.
Für den Kaufpreis, es gibt auch eine nur zeitlich limitierte Testversion, welche sich später mit einem Lizenz-Key freischalten lässt, erhält der Kunde eine moderne Videoschnitt-Software mit verschiedenen Stilvorlagen, animierten Vor- und Abspann, Übergänge und Filter, Soundeffekte und Musik sowie Videounterstützung für viele Formate bis 4K inklusive einer Brennfunktion für BD oder DVD. Ein weiteres Feature ist die Konvertierung von Filmen in andere Formate, wie sie auch klassische Video-Konverter bieten.
Zu den Kernfunktionen von Ashampoo Movie Studio Pro 3 zählen:
- Videoschnitt mit Timeline und mehreren Spuren bis 4K-Auflösung
- Übergänge, Vorlagen und Overlays
- Titel- und Abspann-Generator
- Schnitt von Videos
- Fotos in das Video einbinden (auch animiert)
- Tonspuren mit Support von Dolby 5.1
- Mitgeliefertes Audio-Material
- Export in vielen Videoformaten und Profile für verschiedene Endgeräte wie beispielsweise Android-Smartphones oder Spielekonsolen
- Brennfunktion
- Beschleunigtes Encoding bei Verwendung von Nvidia-Grafikkarten
- Konvertieren von Videomaterial
- Entfernen von Werbung in aufgezeichneten Sendungen
Ein deutsches Handbuch wurde in Form einer Anleitung im Internet realisiert, welche mit zahlreichen Abbildungen auch für Laien sehr gut verständlich ist.
2.1. Projekte aus einer Vorlage erstellen
Nach dem Start können Sie ein neues Projekt über eine Vorlage anlegen oder manuell ein neues Projekt erstellen. Eine weitere Funktion entfernt Werbung aus vorhandenem Videomaterial, während die letzte Funktion Videos in andere Formate konvertiert.
Wenn Sie die Funktion „Projekt aus einer Vorlage erstellen“ wählen, erscheint eine Auswahl vorhandenen Vorlagen für den Film. Die Auswahl umfasst verschiedene Themen von Action bis Romantik. So findet sich für jeden Anlass die passende Vorlage.
Vorspann und Abspann können mit eigenen Texten befüllt werden. Im nächsten Schritt wählen Sie die Mediendateien für das Video aus. Die Software erstellt daraufhin selbstständig ein fertiges Video mit Übergängen und Musik zu Anfang und am Ende.
Das fertige Ergebnis kann noch angepasst und im Anschluss in einem gewünschten Format (AVI, MPG, MP4, M4V, MKV und WMV) oder für ein spezielles Ausgabegerät oder Webdienste wie YouTube und Co. exportiert werden. Hierfür bietet die Software über 100 verschieden Ausgabeprofile. Über die integrierte Brennfunktion kann das Video auch als Blu-Ray oder DVD direkt gebrannt werden.
Für eine zügige Konvertierung unterstützt das Movie Studio die CUDA-Schnittstelle von Nvidia. Die AMD-Hardwarebeschleunigung wird dagegen nicht unterstützt.
2.2. Eigenes Projekt erstellen
Wesentlich mehr kreative Möglichkeiten haben Sie aber, wenn Sie ein neues, leeres Projekt erstellen.
Das Movie Studio bietet dann im Expertenmodus eine klassische Timeline mit Spuren für Video und Foto sowie Vor- und Abspann, Effekte, Übergänge, Texteinblendungen und die Tonspur.
Sie können das Material per Drag and Drop direkt in die Timeline ziehen, welches sich magnetisch an den vorherigen Inhalt heftet. Der einfache Modus dagegen fasst alle Elemente auf einer Zeitleiste zusammen, was aus unserer Sicht weniger übersichtlich ist.
Für unser Testvideo haben wir verschiedene Videoclips in Full-HD mit Fotos und zwei Audio-Tracks kombiniert. Das Videomaterial hatte eine Größe von ca. 8 GB. Trotz ausreichender Hardware (AMD Ryzen 5600 mit 32 GB RAM und schneller PCIe-SDD), legte das Ashampoo Movie Studio Pro 3 bei Veränderungen an Objekten in der Timeline immer wieder deutliche „Denkpausen“ ein, was mitunter sehr nervte und Geduld erforderte. Bei kleineren Projekten gab es dagegen keine merklichen Verzögerungen.
2.3. Einfacher Videoschnitt und Fotofunktionen
Für jeden Videoclip können Sie Schnitte ausführen und unerwünschte Stellen zu Anfang und Ende entfernen oder Video-Clips ausschneiden, welche Sie verwenden möchten. Die Schnitte sind auf 1/15 Bilder genau möglich.
Neben Videos können auch Bilder mit in das Video aufgenommen werden. Mit Hilfe des Ken Burns-Effekt, bei der durch Zoom und Bewegung in ein Foto der Eindruck einer Bewegung entsteht und häufig bei animierten Diashows Verwendung findet, lassen sich Fotos und Videos sehr schön kombinieren. In der aktuellen Fassung werden HEIC-Dateien von Apple-Geräten noch nicht unterstützt, müssen daher vorher in JPG konvertiert werden. Dateien mit der Endung JPEG werden auch nicht übernommen und müssen erst in JPG umbenannt werden.
Die Dauer, wie lange Fotos in der Timeline angezeigt werden, können Sie für jedes Foto manuell anpassen oder die zentrale Vorgabe in den Einstellungen festlegen.
2.4. Animationen, Übergänge, Effekte und Filter
Um das Video noch professioneller wirken zu lassen, können Sie Medienelemente wie Fotos und Videos mit Übergängen kombinieren. Der Editor bietet Ihnen eine große Auswahl verschiedener Möglichkeiten. Die Übergänge lassen sich per Drag and Drop in die Timeline ziehen und werden in der Timeline auf einer eigenen Spur angezeigt.
Das Videomaterial können Sie mit verschiedenen Videoeffekten wie Sepia anpassen.
Die Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Schärfe oder Drehung sowie Spiegelung und Abspielgeschwindigkeit lässt sich auch für jeden Clip anpassen.
Als weitere Features können Sie verschiedene Animationen in das Videomaterial einbinden.
Weniger ist mehr: Mit den Effekten und Animationen sollten Sie es aber nicht übertreiben. In unserem Artikel "Was macht ein professionelles Video aus?" finden Sie weitere Tipps und Tricks für die Videogestaltung.
2.5. Titel, Text und Tonspuren
Ein Highlight der Software ist aus unserer Sicht der sehr einfach zu bedienende Generator für den Vor- und Abspann. Anhand der verschiedenen Vorlagen finden sich thematisch eine breite Auswahl, beispielsweise Geburtstage, Geburt, Hochzeit, Weihnachten oder andere Anlässe.
Die Texte, Schriftart und -farbe, Tempo sowie Deckkraft lassen sich individuell anpassen.
Für Texte während der Videos, beispielsweise Einblendungen von Urlaubsorten oder anderen Informationen, gibt es den Texteditor mit passenden Vorlagen, analog zu dem Titeleditor.
Für das passende Finish können Sie auch Audio-Dateien in die Tonspur ziehen. Neben MP3 werden auch WAV und andere Audioformate unterstützt. Die Tonspur lässt sich zwar auf das Video in der Länge anpassen, die Tonspur mit einem Equalizer noch bearbeiten und mit weiteren Tonspuren für längere Videos kombinieren, die Musik aber nicht ein- und ausblenden. Wenn Sie ein Hintergrundlied vorzeitig beenden möchten, stoppt dieses abrupt. Ein „Fader“-Feature mit Übergängen zu neuen Audio-Dateien haben wir daher am meisten vermisst.
Sehr gut haben uns dagegen die mitgelieferten Audio-Dateien mit verschiedenen Sounds und Melodien gefallen.
In dem folgenden Video bekommen Sie die Möglichkeiten von Ashampoo Video Studio Pro nochmals vorgestellt:
3. Unser Fazit – schöne Einsteigerlösung mit kleinen Mängeln
- Sehr einfache Bedienung
- Guter Editor für Vor- und Abspann
- Ken-Burns-Effekte für Fotos
- Bei größeren Projekten sehr träge
- Kein Fader zum Ein- und Ausblenden von Musik
- Unterstützt keine HEIC-Dateien
Ashampoo Movie Studio Pro erlaubt es auch wenig versierten Anwendern schnell brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Die einfache Handhabung und Timeline mit Spuren für verschiedene Elemente unterstützten den Nutzer dabei ideal. Der tolle Titeleditor sowie Ken Burns-Effekte für Fotos sind sehr schön implementiert.
Weniger gefallen haben uns fehlende Funktionen, um Tonspuren ein- bzw. auszublenden oder mit einer zweiten Tonspur zu überblenden. Zudem nervten gelegentliche Denkpausen der Software, wenn Veränderungen an einem Element in der Timeline vorgenommen wurden.
Für fortgeschrittene oder professionelle Anwender ist das Movie Studio selbst mit der Bezeichnung „Pro“ zu funktionsarm und lässt schon grundlegende Funktionen wie mehrere Video- oder Tonspuren in der Timeline, Keyframe-Wahl, Kommentarfunktion, anpassbare Benutzeroberfläche, automatische Übergänge für markierte Objekte, Linsenkorrektur oder noch genauere Farbanpassungen vermissen.
Der Kaufpreis ist aus unserer Sicht gegenüber kostenlosen Lösungen gerechtfertigt, wenn man die mitgelieferten Vorlagen, Effekte und Audio-Dateien auch nutzt. Programme wie Kdnlive können mehr, benötigen aber etwas mehr Einarbeitungszeit, verzichten auf ansprechende Vorlagen und sind nicht vollständig lokalisiert.