Datum: | Backup, Brennprogramme, Sicherheit, Softwaretests, Unterhaltung, Videobearbeitung

Das überaus beliebte und leistungsfähige Brennprogramm Nero Burning ROM mutierte spätestens ab Version 7 zur immer umfangreicheren Multimedia-Suite und hat damit die Fangemeinde gespalten. Während ein Teil der Nutzer den ständig wachsenden Funktionsumfang schätzt, sehnt sich der andere Teil nach einem Abspecken des „Kaisers“ und Reduktion der Suite auf das Wesentliche: Brennen. Mit Version 10 versucht der Hersteller beiden Lagern gerecht zu werden und hat die Multimedia Suite in 3 Pakete aufgetrennt. Wir haben uns dies näher angeschaut.

 

Sehnsucht eines alten Nero-Fans

Die Wurzeln des Produkts „Nero“ reichen viele Jahre zurück. Den  Anfang machte das Brennprogramm Nero Burning ROM, welches auch auf dem OEM-Markt bald die Konkurrenten verdrängte und spätestens seit Version 6  im Bereich Brennsoftware dominiert. Um sich von den Konkurrenten und auch kostenlosen Vertretern abzugrenzen, wurde das Brennprogramm durch zahlreiche Zusatzprogramme im Funktionsumfang immer mehr erweitert und ist so  zur allumfassenden Multimedia Suite angewachsen. Den Ruf des kleinen und leistungsfähigen Brennprogramms hat Nero spätestens seit Version 7 verloren. Wer nur ein Brennprogramm suchte, war seither bei kleinen Alternativprodukten aus dem Free- und Sharewaresektor mitunter besser aufgehoben.

Den Ruf nach einem eigenständigen Nero Burning ROM ohne all die Multimedia- und Backup-Features  scheint der Hersteller nun erhört zu haben und bietet die Suite in Version 10 – zumindest im Online-Shop - auch in Modulen an.

3 Module – eine Suite

Die Nero Multimedia Suite 10 besteht aus 3 Hauptmodulen und weiteren Zusatztools.

3 Module

3 Module zu einer Suite

Nero Vision Xtra beinhaltet Nero Vision und die neue Applikation  Nero MediaHub, während Nero BackitUp & Burn sowie Nero Burning ROM die bisherigen Einzelapplikationen mit gleichen Namen umfassen.
Die Multimedia-Tools sind Nero Recode, Nero StartSmart, Nero WaveEditor, Nero DiscCopy Gadget, Nero CoverDesigner, Nero Toolkit sowie NeroSoundtrax.

Während die Suite online wie auch im Laden erhältlich ist, werden die 3 einzelnen Module nur online vertrieben und sind in der Summe teurer als die Komplett-Suite. Dennoch könnte diese Aufspaltung viele „Ex“-Nero-User wieder versöhnen, welche seit Jahren ein eigenständiges Nero Burning ROM fordern.

Allgemeine Neuerungen

Bereits bei der Installation werden erste Veränderungen deutlich.  Nero hat den hauseigenen Installer aufgegeben und nutzt nun die bekannte InstallShield-Technologie, womit die Suite nicht nur wesentlich schneller installiert wird, sondern künftig auch Updates wesentlich einfacher sind.

Installer

Installer

Die neue Technik erlaubt gezielte Updates einzelner Applikationen statt  wie bisher ganzer Pakete  und erspart dem Anwender so mitunter wesentlich größere Downloads.

Update

Update

Am Platzbedarf ändert der neue Installer aber nichts. Das Komplettpaket belegt stattliche 1,3 GByte auf der Festplatte, kann durch die Abwahl nicht benötigter Module aber reduziert werden.

Nero StartSmart wurde optisch überarbeitet und besitzt eine neue, vereinfachte Benutzeroberfläche: Das Look & Feel wurde an Applikationen wie den Windows Media Player angepasst und stimmt auch mit anderen Applikationen aus dem Paket (z.B.  Nero MediaHub) überein. Mit Nero StartSmart lassen sich viele Alltagsaufgaben wie z.B. Datenträger kopieren oder brennen, Musik-CDs auslesen usw. direkt anstoßen, ohne die Applikation zu wechseln.

StartSmart

StartSmart

Positiv ist der Verzicht auf den in den Vorversionen nervigen NeroScout, welcher als Indexdienst für Multimedia-Inhalte diente. Diese Aufgabe übernehmen nun Nero MediaHub oder Windows 7 mit seinem eigenen Indexdienst.

Sprunglisten und Taskvorschau

Die meisten Nero-Applikationen unterstützen die Sprunglisten und Taskleistenvorschau.

Taskvorschau

Taskvorschau

Je nach Applikation stehen hier die wesentlichen Funktionen oder bisherige Projekte zur Verfügung.

Sprunglisten

Sprunglisten

Nero Burning ROM

Das Herzstück der Multimedia Suite ist noch immer das nach wie vor erstklassige Brennprogramm Nero Burning ROM, dessen Erscheinungsbild über die Jahre nur geringfügig geändert wurde.

Nero BurningROM

Nero Burning ROM

In Version 10 hat der Hersteller auf den ersten Blick wenig Neues zu bieten. Zeitgemäß brennt die Software auch auf Blu-Ray-Discs und kann AVCHD-Videomaterial ohne erneutes Kodieren direkt auf Medien brennen.
Neu ist auch das Disk-Spanning, d.h. eigene Zusammenstellungen selbstständig über mehrere Datenträger zu verteilen. Auf dem letzten Datenträger findet sich dann eine Applikation DiscMerge, mit der sich die Sicherung ohne weitere Software wieder zusammensetzen lässt. Mit der Spanning-Technik können sogar die Medientypen gewechselt werden (BD, DVD, CD).

Disc Spanning

Disc Spanning

Nero Burning ROM beinhaltet auch die SecurDisc-2-Technologie, welche bisher nur für LG-Laufwerke verfügbar war. SecurDisc stellt sicher, dass auch auf alten,  verkratzten oder abgenutzten Disks gespeicherter Inhalt lesbar bleibt. Zudem lassen sich die Daten vor unbefugtem Zugriff schützen. Weitere Informationen zur SecurDisc-Technik finden Sie hier.

Secure Disc

Secure Disc

Nero MediaHub

Nero MediaHub ist die neue Applikation zum Abspielen und Anzeigen von Multimedia-Inhalten, welche von der Optik her stark an den Windows Media Player erinnert. MediaHub spielt aber nicht nur Film und Musik ab, sondern zeigt auch Fotos und andere Bilder an und hat hier ein paar Funktionen bekommen, die man bereits von Programmen wie Google Picasa kennt (rote Augen entfernen, Bildkorrektur, Multimedia-Diashows usw.).

Nero MediaHub

Nero MediaHub

Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Inhalte auch indiziert sind. Unter Windows 7 setzt Nero MediaHub auf den Indexdienst von Windows 7, kann die Inhalte aber auch selbst indizieren, was je nach Umfang der Mediensammlung längere Zeit in Anspruch nehmen kann. Trotz des Anspruchs, eine Verwaltung für Medieninhalte zu sein, können diesen keine Schlagworte oder Bewertungen gegeben werden.
Völlig unverständlich ist aber, dass MediaHub nicht einfach „so“ Medien abspielen kann. Was nicht im Index ist, kann nicht abgespielt werden, da ein einfacher „Datei öffnen“-Dialog in jeglicher Form fehlt.  Da greift man doch besser gleich zum Windows Media Player, der im Großen und Ganzen mit dem MediaHub gleichzieht, wenngleich das Nero-Gerät noch Filme für Portale wie YouTube und Co. exportieren oder Musik in den Formaten FLAC, AAC und MP3 rippen kann.

Blu-Ray? Demnächst

Von einem aktuellen Multimedia-Paket dieser Preisklasse sollte man eigentlich erwarten, dass es auch dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Zumindest in Sachen Blu-Ray ist dem aber nicht so. Nero 10 kann derzeit mit dem MediaHub keine Blu-Ray-Filme abspielen. Dieses Feature soll irgendwann nachgereicht werden.

Nero Vision

Nero Vision kümmert sich um DVD- und BD-Authoring. Die Videoschnittfunktionen wurden aber so umfangreich erweitert, dass man von einem eigenständigen, vollwertigen Video-Schnittprogramm sprechen kann, welches daher auch zusammen mit dem MediaHub als Nero Vision Xtra online vertrieben wird.

Nero Vision

Nero Vision

Das Schnittprogramm, welches sich hinter „Film oder Diashow erstellen“ versteckt, kann mit Filmmaterial in den Formaten MPEG-1, MPEG-2, MPEG-4, WMV und AVC umgehen. Die beworbene SmartEncoding-Funktion, mit der Videomaterial nur dann neu kodiert werden muss, wenn es durch  Filter und Effekte verändert wurde, funktioniert mit AVCHD-Videos. Anderes Filmmaterial prüft Vision erst auf mögliche Fehler, bevor die Funktion hierfür verwendet werden kann.

Das neue Nero Vision unterstützt jetzt die auch die NVIDIA® GP Computing Technologie, auch als „NVIDIA CUDA“ bezeichnet. Damit kann bei der Enkodierung von AVC/H.264-Videomaterial die GPU der Grafikkarte das System unterstützen, entsprechende Treiber vorausgesetzt.  Dies spart erheblich Zeit bei dem Rendern von Videomaterial.

Die Videoschnittfunktionen von Nero Vision sind überaus mächtig: Beliebig viele Audio- und Videospuren, Timeline- und Storyboard-Ansicht, zahlreiche Blenden, Bildanpassung in Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Farbe, Bild-in-Bild-Funktionen, Keyframe-Steuerung, Titelgenerator, vielfältige Audiobearbeitung und vieles mehr setzen den eigenen Ideen und aufwändigen Kreationen kaum Grenzen.

Videoschnitt

Videoschnitt

Zahlreiche Ausgabemöglichkeiten für Videodatei, DVD und  Blu-Ray (incl. Authoring mit Menüs) sowie der Upload für verschiedene Videoplattformen runden das Einsatzgebiet ab.

Die Funktionsfülle bedarf aber einer längeren Einarbeitungszeit, da Nero Vision keine Assistenten für die verschiedenen Möglichkeiten bietet und Gelegenheitsnutzer und Laien mit der Funktionswundertüte im Regen stehen lässt.

BackitUp & Burn

Das 3. Hauptmodul in der Multimedia-Suite ist das – auch schon zuvor separat vertriebene- BackItUp & Burn.

BackitUp

Nero BackitUp

An dem Leistungsumfang und der Bedienung hat sich im Gegensatz zur Programmoberfläche  seit der Vorstellung von Nero 9 wenig getan. Noch immer sichert die Software in einem eigenen oder ISO- oder VHD-Container die Daten, so dass ein direkter Zugriff auf die Dateien nicht möglich ist. Da die Backup-Software nicht auf den Volumeschattenkopie-Dienst von Windows zurückgreift, können von geöffneten Dateien auch keine Sicherungen angefertigt werden. Hier ist die Windows-7-eigene Sicherung zwischenzeitlich wesentlich flexibler.

Fazit

Die 10. Ausgabe der Nero Suite ist zum Teil ein Mix aus alten und neuen Bausteinen, ohne sonderlich zu überzeugen. Der neue Nero MediaHub ist so unflexibel, dass man hier doch besser zum Windows Media Player greift, zumal Nero MediaHub derzeit auch keine Blu-Ray-Inhalte abspielen kann. Das Backup-Programm wirkt nicht mehr zeitgemäß, da selbst die Backup-Lösung von Windows 7 geöffnete Dateien mittels Schattenkopie sichern kann. Die neuen Videoschnittfunktionen von Vision sind mächtig, für den Einsteiger aber nicht sonderlich benutzerfreundlich, da Assistenten jeglicher Art fehlen und so eine lange Einarbeitungszeit zur Bedienung des Programms erforderlich ist. Bleibt noch Nero Burning ROM als weiterhin bestes Brennprogramm in Sachen Funktionen und Bedienung, versteckt in einer nur durchschnittlichen Multimedia-Suite, die sich gegen starke Konkurrenz behaupten muss, welche z.B. auch Blu-Ray-Playback beherrscht (z.B. Cyberlink Media Suite)

Wer nur ein Brennprogramm oder eine Brennsuite nutzt, kann den „kleinen Kaiser“ einzeln erwerben, zahlt aber auch für die Stand Alone-Lösung einen saftigen Preis. Mitunter gibt es für das Geld bessere Alternativen wie Ashampoo Burning Studio oder alltagstaugliche Freeware im WinTotal-Softwarearchiv für Lau.

Nero Multimedia Suite 10

Hersteller: Nero
Preis 80 Euro, 50 Euro Upgrade
System: Windows 7, Vista, XP
Positiv: Sehr gutes Brennprogramm, umfangreicher Videoschnitt
Negativ: Videoschnitt nicht einsteigerfreundlich, Backuplösung nicht mehr zeitgemäß, MediaHub faktisch überflüssig

42 Bewertungen

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne Ø 4,12
Nero Multimedia Suite 10 – Des Kaisers neue Kleider
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2 Antworten auf “Nero Multimedia Suite 10 – Des Kaisers neue Kleider”

  1. Thomas

    Ein am 12.03.2024 veröffentlichter Test eines fast 15 Jahre alten Softwareprodukts…. Wo ist denn hier der Sinn?

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