Mit dem Web Grafik Designer bringt Data Becker ein Spezialprogramm zur Erstellung von Werbemitteln für das Internet auf den Markt. Ob das Werkzeug professionellen Ansprüchen trotz des günstigen Preises gerecht wird, klärt unsere Kurzvorstellung.
Gestern, Heute, Morgen
Als sich die ersten Werbebanner durch die Modemleitungen quälten, wurden die Werbemittel noch mit den typischen Werkzeugen eines Grafikers erstellt: Bildbearbeitung und ggf. Vektorprogramm mussten für die spärlichen 468x60 Pixel herhalten. Einige Hersteller, darunter auch Platzhirsch Adobe oder Corel, veröffentlichten in der Folge Werkzeuge, welche sich auf die Erstellung von Webgrafiken aller Art spezialisierten, aber alle wieder vom Markt verschwanden.
Die nächste Evolutionsstufe waren Programme, welche sowohl Rasterbilder als auch Vektorgrafiken kombinierten und sich damit für die Webgrafik-Erstellung als ideales Werkzeug herausstellten. Bekanntester Vertreter dieser Softwaregattung ist Adobe Fireworks (vormals Macromedia Fireworks), welches sich auch perfekt mit weiteren Webprodukten wie Adobe Dreamweaver oder Adobe Flash versteht.
Fireworks ist aber kein Schnäppchen und dürfte das Budget von vielen Hobby- oder Gelegenheitswebmastern deutlich übersteigen. Und genau diese Zielgruppe scheint Data Becker mit dem Web Grafik Designer anzusprechen.
Features und Funktionen
Die Beschreibung des Web Grafik Designer machte uns neugierig:
- Ganz leicht zu professionellen Bannern, Buttons & Co.!
- In nur drei Schritten zur perfekten Webgrafik
- Über 500 anpassbare Design-Vorlagen zu allen wichtigen Themen
- Bibliothek mit mehr als 1.000 Grafiken und Symbolen
- Mühelose Anpassung im intuitiven Editor mit Ebenenverwaltung
Für schlappe 35 Euro bekommt der Anwender hier auf den ersten Blick viel geboten.
Nach dem Start wird er vom Willkommensbildschirm begrüßt.
Vorlagen
Neben der Möglichkeit, eigene Projekte zu öffnen oder ein neues Projekt zu erstellen, lockt der Vorlagen-Assistent.
Dort finden sich nach Aktionen (Gewinnspiel, Neueröffnung etc.), Branchen und anderen Rubriken getrennt verschiedene Stilvorlagen. Die Vorlagen zu einem Thema werden für verschiedene, übliche Werbeformate angeboten. Die Qualität der Vorlagen ist durchwachsen, reicht für kleinere Webauftritte aber sicherlich aus.
In dem Beispiel finden sich z.B. der Superbanner mit 720x90 Pixeln sowie ein Skyscraper von 200x600 Pixeln, allerdings kein Full Banner (468x60) oder Medium Rectangle (300x250). Auch der Skyscraper entspricht nicht der in Deutschland üblichen Norm von 160x600 als Wide Skyscraper. Bei anderen Vorlagen gibt es dafür dann plötzlich den Full Banner und einen Wide Skyscraper, dafür kein Superbanner.
So zieht sich das durch alle Vorlagen. Warum sich der Hersteller hier nicht auf die in Deutschland üblichen Formate
300 × 250 - Medium Rectangle
728 × 90 - Superbanner
160 × 600 - Wide Skyscraper
400 × 400 - Universal Flash Layer
468 × 60 - Fullsize Banner
234 × 60 - Halfsize Banner
beschränkt hat, bleibt ein Rätsel. Mit den vielen abweichenden Formaten wird der Nutzer nicht glücklich.
Vorlage im Editor
Nach Auswahl der Vorlage werden alle Formate dieser Vorlage im Editor geöffnet.
Wer jetzt denkt, dass er an zentraler Stelle die sich auf allen Formaten wiederholenden Texte einmalig ändert, wird enttäuscht. Die Änderung von Texten oder Stilelementen wirkt sich jeweils nur auf das editierte Werbemittel/-format aus, nicht auf alle.
Neues Projekt
Startet der Anwender ein neues Projekt, bekommt er eine Auswahl der möglichen Werbeformate.
Die Vorgabe für die Abmessungen ist dabei aber nicht nur auf die Standardformate beschränkt. Zur Wahl stehen auch Icon-Formate, Header-Grafiken oder Grafiken für "web to date", die Webverwaltung aus dem Hause Data Becker.
Editor
Im Editor legt der Anwender den Hintergrund fest, fügt Elemente wie Grafiken, Linien, Formen oder Text und hinzu und bestimmt die Eigenschaften.
Hierbei fallen mehrere Eigenschaften negativ auf:
Es gibt keinerlei Hilfslinien zum Anordnen und Ausrichten, welche sich - wie sonst üblich - aus dem Pixel-Lineal herausziehen lassen. Die Objekte lassen sich zwar zueinander und auf die Bildfläche bezogen ausrichten und ein variables Raster hilft beim Setzen, dennoch wünscht man sich für komplexe Kompositionen sicher noch (magnetische) Hilfslinien.
Auch der Texteditor wirkt nicht mehr zeitgemäß. Statt die Texte direkt in der Grafik zu editieren, öffnet sich ein Textfenster. Die Auswirkungen der Veränderungen werden erst sichtbar, wenn man diese mit OK bestätigt. Die Wahl der richtigen Schriftgröße kann hier schnell zum Geduldsspiel ausarten.
Überhaupt wirken die Schriftfunktionen sehr altbacken: Schatten, Kontur und fertig. Keine 3D-Effekte, kein Ausrichten an Pfaden, kein Farbverlauf usw.
Icons, Cliparts
Die mitgelieferten Symbole und Grafiken sind in Qualität und Nutzen sehr durchwachsen. Während einige überzeugen und auch professionellen Ansprüchen gerecht werden, könnten andere aus billigen ClipArt-Sammlungen stammen.
Der Anwender kann auch eigene Grafiken importieren. Das Programm unterstützt hier aber nur die typischen Bitmap-Formate wie PNG, JPG, GIF, TIF. Vektorformate werden leider nicht angenommen, was gerade wegen der Möglichkeit von Skalierungen sehr ärgerlich ist.
Ohne Animation nichts los
Trotz der bisher aufgezählten Mängel wäre der Web Grafik Designer für gelegentliche Banner und Webgrafiken vielleicht eine Alternative, wenn er wenigstens Animationen ermöglichen würde.
„Wozu Animationen bei Bannern?“ werden sich unbedarfte Leser fragen. Nun, selbst ein blinkender oder wechselnder Text erfordert einen Bildwechsel. Wie dieser im Programm realisiert wird, ist nicht so wichtig, nur sollte es eine solche Möglichkeit geben. Fireworks arbeitet mit z.B. Frames. Der Banner ist dabei in seinem Grundgerüst auf jedem Frame und nur die Elemente, welche sich bewegen oder verändern sollen, werden von Frame zu Frame neu gesetzt (Prinzip des Daumenkinos). Mit Zeitvorgaben für Framewechsel und Schleifen lassen sich relativ einfach animierte Banner mit z.B. wechselnden Textbotschaften erstellen. Der fertige "Film" wird dann als animiertes GIF oder Flash-Animation exportiert.
All diese Möglichkeiten kennt der Web Grafik Designer leider nicht. Für den Preis von 35 Euro wäre das vielleicht auch zu viel verlangt.
Fazit
So richtig überzeugen konnte uns der Web Grafik Designer nicht. Der Funktionsumfang ist mager, die Implementierung nicht sehr komfortabel und die Cliparts sowie Grafiken sind durchwachsen. Einzig die Anzahl der Vorlagen konnte halbwegs das halten, was der Hersteller versprach. Wer überhaupt kein gestalterisches Talent hat und schnell auf fertige Banner und Grafiken aus der Konserve angewiesen ist, kann sich das Produkt näher anschauen. Für professionelle Banner und Grafiken mit eigenen Ideen ist das Produkt aber viel zu unflexibel. Hier kommt der Anwender mit einer guten Bildbearbeitung oder einem Vektorprogramm sicherlich besser und schneller zum Ziel. Gute Cliparts kosten nicht die Welt und sind im Internet an vielen Stellen sogar frei verfügbar.
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Hersteller: | Data Becker |
Preis | 35 Euro |
System: | Windows 7, Vista, XP |
Positiv: | Umfangreiche Vorlagensammlung |
Negativ: | Schwacher Editor, durchwachsene Cliparts und Grafiken |