Der Suchbegriff „Linux Deutsch“ führt im Internet zu einer Fülle von Treffern. Für diesen Artikel klären wir daher zentral die Frage, ob es rein „deutsche“ Distributionen gibt und welche bekannten Linux-Distributionen sich mit einer deutschen Oberfläche als Betriebssystem und damit Ersatz für Windows anbieten.
Kein Linux kommt ausschließlich aus Deutschland, da die verwendeten Bestandteile aus verschiedenen Open Source-Projekten stammen, an denen viele Anwender und Firmen über den ganzen Globus beteiligt sind.
Die großen, bekannten Distributionen sind immer auch auf die deutsche Sprache umschaltbar und laden dann ein deutsches Sprachpaket für die Oberfläche und Programme herunter, wenn es nicht bereits bei der Installation mit eingebunden wird.
Nein, einige Spezialsysteme, häufig im Bereich der Forensik oder Analyse, sind nur in englischer Sprache verfügbar. Sie können aber diese Systeme in den Einstellungen so anpassen, dass sich beispielsweise eine deutsche Tastatur richtig verwenden lässt.
Inhalt
1. Was ist Linux?
Linux, basierend auf Unix, wurde von Linus Torvalds entwickelt, um ein alternatives, freies Betriebssystem zu etablieren. Ein freier Quellcode sollte Transparenz schaffen und interessierte Entwickler weltweit zur Mitarbeit an Linux motivieren. Der Plan ging auf, auch wenn viele Windows-Anwender das nicht immer glauben: der Marktanteil an Webservern auf Basis von Linux liegt nach Schätzungen deutlich über 50 Prozent. Dazu kommen noch viele weitere Anwendungsgebiete wie Datenbankserver, Datei-. Druck- und Cloud-Server, Embedded-Systeme wie Router, Navigationsgeräte oder Smartphones und Tablets auf Basis von Android.
Nur auf dem Desktop konnte sich Linux bisher gegenüber Windows nicht behaupten, was nicht an der Qualität und Komfort der modernen Distributionen liegt, sondern eher der Gewohnheit der Anwender, Quasi-Monopolstellung der Standardanwendungen Word und Excel, fehlen von Branchenanwendungen wie beispielsweise Photoshop, Illustrator oder InDesign für das grafische Gewerbe sowie der Vertrieb von vorinstalliertem Windows mit neuen Computern liegen dürfte. Dabei gibt es mit Distributionen wie Linux Mint genug Ersatz für Windows 10.
2. Linux lebt von seiner Vielfalt an Distributionen
Ein „reines Linux“ gibt es allerdings nicht. Wenn wir von Linux sprechen, geht es im Grunde um den Unterbau / Kernel, an welchen in den zahlreichen Distributionen wie Unbuntu, Linux Mint, openSUSE oder Linux Deepin verschiedene Desktop-Umgebungen (Cinnamon, Mate, KDE oder andere) sowie zahlreiche Open Source-Software bei der Installation andocken.
Der Linux-Kernel ist das Herzstück jeder Distribution und umfasst nicht nur die Speicher- und Systemverwaltung, sondern integriert auch die Hardware-Treiber. Wer Treiber für Hardware unter Linux sinnvoll einbinden will, muss diese daher quelloffen bei der Linux-Foundation einreichen, deren Direktor Torvalds über jede Änderung am Kernel wacht. Zu den Top-Entwicklern für den Linux-Kern gehören daher neben Privatanwendern und kommerziellen Linux-Anbietern wie Red Hat oder SUSE auch Firmen wie Intel, AMD, Samsung, IBM, Texas Instruments, Broadcom, Huawei und andere, was sich aus dem Linux Kernel History Report 2020 ergibt.
3. Linux aus Deutschland
Wer sich für Linux interessiert, könnte auf die Idee kommen, auch nach einer Distribution aus Deutschland zu schauen. Die Gründe liegen nicht nur in einer besseren Lokalisierung sondern auch in der Hoffnung, dass ein Betriebssystem aus Deutschland in Bezug auf den Datenschutz die Anforderungen der DSGVO vollständig erfüllt.
Linux hat seit mehr als 25 Jahren auch in Deutschland eine große Entwicklergemeinde. Die bekannte Desktop-Umgebung Kool Desktop Environment (KDE) wurde beispielsweise in Tübingen als Konkurrenz zu Windows 95 entwickelt und der Entwickler Matthias Ettrich für KDE 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Die Webseite Distrowatch führt für deutsche Linux-Distributionen gleich mehrere Treffer.
Von der Liste sind vor allem openSUSE sowie KNOPPIX bekannt und für die breite Masse interessant, während sich OpenMediaVault als Betriebssystem, ähnlich wie FreeNAS, vor allem für Datei- und Medienserver anbietet. Kanotix hingegen findet Verwendung als Debian-Live-Linux für Datenrettung, Analyse und andere forensische Arbeit.
3.1. openSUSE als die deutsche Distribution?
openSUSE ging aus der SUSE-Distribution der SUSE Linux GmbH hervor und konnte in den frühen 90er Jahren durch YaST (Yet another Setup Tool) als Konfigurationsprogramm überzeugen. Hiermit waren auch wenig versierte Anwender in der Lage, mithilfe von YaST die Installation und Einrichtung von Linux über einen Assistenten sowie das Kontrollzentrum vorzunehmen.
openSUSE ist aber – wie Linux generell – kein nationales Produkt mehr und lebt von einer regen, internationalen Community, welche sich um die Pflege und Erweiterung der jeweiligen Distribution kümmert, während die namensgebende Firma sich vorrangig um die Beratung, Einrichtung und Pflege von Linux-Lösungen für Firmen und Behörden kümmert.
3.2. Knoppix als Live-System
Knoppix ist eine freie Linux-Variante auf Basis von Debian, welche von Klaus Knopper vor mehr als 20 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Im Gegensatz zu großen Distributionen wie Linux Mint oder Ubuntu, wurde KNOPPIX vorrangig für den Live-Einsatz konzipiert und erhebt damit keinen Anspruch als primäres Betriebssystem.
Was ist ein Live-System?: Bei einem Live-System können Sie das Linux von einem externen Datenträger in einer 32 Bit oder 64 Bit-Variante direkt starten, ohne das System vorher erst installieren zu müssen. Viele Rettungs- und Notfallsysteme nutzen diese Technik und bieten Anwendern die Möglichkeit, Linux auch ohne Installation bei Bedarf zu nutzen.
4. Linux-Distributionen sind globale Projekte
Die weiteren Bestandteile um den Kernel sind alles Open Source-Lösungen, welche häufig auch in anderen Distributionen Verwendungen finden. Die Lokalisierung ist daher von den verwendeten Programmen und weniger von der Frage abhängig, wo sich der Firmensitz eines Unternehmens befindet.
Es ist daher egal, ob Sie openSUSE, Knoppix, Linux Mint oder eine der Ubuntu-Ableger wie Kubuntu oder Lubuntu einsetzen: Die verwendeten Open Source-Programme wie LibreOffice, Firefox, Gnome MPlayer, GIMP oder verschiedene Fenstermanager sind immer die gleichen Pakete.
5. Linux auf Deutsch
Entscheidend ist daher vielmehr, ob die jeweilige Distribution ohne größere Eingriffe beispielsweise die Regionaleinstellungen wie Datums- und Uhrzeitnotationen sowie eine Unterstützung der deutschen Tastatur zusammen mit deutschen Bildschirmtexten auf der Oberfläche und in den Programmen unterstützt.
Von den besten Linux-Distributionen für Heimanwender erfüllen Ubuntu und seine Ableger mit den alternativen Desktop-Systemen wie Kubuntu (KDE), Lubuntu ( LXDE) oder Ubuntu MATE die problemlose Nutzung im deutschen Sprachraum. Sowohl das System als auch die Apps und Dialoge sind bei der Installation in Deutsch auswählbar.
Das ebenfalls bei Heimanwendern sehr beliebte Linux Mint, welches sowohl mit Cinnamon, dem modernen Ableger von Gnome, wie auch mit MATE oder Xfce funktioniert, lässt sich als deutscher Anwender problemlos bedienen.
Linux Deepin, eine Linux-Distribution auf Basis von Debian aus China, ist dagegen noch nicht perfekt lokalisiert, könnte für Nutzer ohne Englischkenntnisse daher zu Stolpersteinen führen.
Linux-Systeme, welche vorrangig für Spezialaufgaben entwickelt wurden, sind häufig nicht oder nur bedingt lokalisiert. Als Beispiele sind hier GParted, Parted Magic, Kali Linux, die SystemRescueCD oder Rescatux, mit dem man vergessene Windows-Kennwörter zurücksetzen kann, zu nennen.
Puppy Linux, spezielle Linux Lite-Distributionen, welche sich vorrangig an ältere PC-Systeme richten, da der Ressourcenverbrauch schlank gewählt wurde, sind häufig auch gar nicht oder nur bedingt in deutscher Sprache verfügbar oder nutzbar.
6. Fazit
Die großen, bekannten Distributionen lassen sich als Linux auf Deutsch genauso nutzen, wie ein Windows 10 und bieten bereits bei der Installation Auswahlmöglichkeiten, die Systemsprache und Tastatureinstellungen etc. anzupassen.
Linux-Systeme im Vergleich: Eine Vorstellung der besten Linux-Distributionen für Heimanwender finden Sie in unserem Artikel "Welches Linux".
Ein reines „Deutsches Linux“, welches vollständig in Deutschland entwickelt wurde, gibt es dagegen nicht. Da die Bestandteile aber als Open Source mit offenem Quellcode für jedermann einsehbar sind, sollte hier kein Grund für ein Misstrauen oder Angst vor ausreichender Sicherheit bestehen.
Holle
Eine rein deutsche Distri ist neuerdings Tuxedo OS. Ich nutze es seit einigen Wochen.
Helena
Ich habe jetzt wieder einmal sehr viele Distributionen ausprobiert. Ich möchte Senioren an Linux heranführen und bin selbst >70 alt.
Nun habe ich eine entdeckt, die mir gut gefallen hat. Sie ist natürlich nicht vollständig in deutsch, aber doch gut übersetzt und kommt sogar mit einem deutschen Handbuch: Siduction.
(https://siduction.org/).
Bei mir läuft sie auf einem alten Dell E6400 recht ordentlich.
Dr. Joachim Schwarzer
Bis auf das Auslassen einer Unterscheidung zwischen dem Kernel-Anteil des OS und dessen Bedienoberflächengestaltung, recht gut.
Diese Unterscheidung aber ist wesentlich, sonst versteht man den Aufbau nicht oder falsch.
Bei Linux Mint (wie etlichen anderen Linux Varianten) ist Ubuntu Basis. Es fehlt m.E. zumindest die Unterscheidung in KDE, Arch etc.
Einen Virus zu erklären, könnte einfach sein und ist es doch nicht. Außer Proteinhülle und rNA ist da nichts. Genau das aber macht es kompliziert.
Z.B. menschliche Konstruktion zu erklären ist ungleich komplexer – aber deswegen nicht schwieriger.
OS, UNIX, WINDOWS etc. Etc? DOS? Jenes Banker OS, das es neben all dem mal gab? Kennt das noch jemand?