Wenn es um das Thema Arbeitsplatz-Ausstattung geht, setzen immer mehr Firmen auf den Einsatz von Zero oder Thin Clients, die über keine eigene Festplatte verfügen und sich lediglich auf die Ein- und Ausgabe von Daten beschränken. Das Betriebssystem und die Anwendungssoftware liegen auf einem zentralen Server, von dem aus auch die Administration und die Updates erfolgen. Das macht den Thin Client zu einer kostengünstigen und sinnvollen Alternative zum herkömmlichen PC. In diesem Artikel erklären wir, wie das Konzept grundsätzlich funktioniert und welche Vor- und Nachteile die abgespeckten Rechner mit sich bringen.
- Der Begriff „Thin Client“ stammt von Sun Microsystems und wurde ursprünglich als Bezeichnung für den Thin Client "Sun Ray" verwendet.
- Thin Clients sind für die Erfüllung Ihrer Aufgaben auf einen Server angewiesen.
- Ein Raspberry Pi lässt sich mit verhältnismäßig geringem Aufwand als kostengünstige Thin-Client-Alternative nutzen.
Inhalt
1. Definition: Was ist ein Thin Client?
Ein Thin Client (auch: Cloud Client) ist ein sehr einfach aufgebauter Computer, der im Gegensatz zu einem normalen Desktop-Rechner keinen eigenen Festspeicher (z.B. eine Festplatte oder SSD) besitzt, sondern sich größtenteils auf die Rechenleistung eines Netzwerk-Servers verlässt. Der Thin Client arbeitet somit vordergründig als Benutzerschnittstelle und ist nicht dafür ausgelegt, selbst Anwendungen auszuführen. Er fungiert beispielweise als Terminal-Server oder stellt virtuelle Desktops zur Verfügung.
Die meisten Thin Clients sind standardmäßig mit einer abgespeckten CPU, einem kleinen Flashspeicher und Anschlüssen für die grundlegende Peripherie (Maus, Tastatur, Monitor sowie USB-Geräte) ausgestattet. Zudem besitzen sie ein rudimentäres Betriebssystem (meist Linux, Windows CE, Windows Embedded Standard (Win32) oder Windows Embedded 7).
Gut zu wissen: Der bekannteste Hersteller für Thin Clients ist das kalifornische Unternehmen Wyse Technology, das seit 2012 zu Dell gehört. Marktführer in Deutschland ist die Igel Technology GmbH mit Sitz in Bremen, die mit Ihren Thin- und Zero-Clients neben Dell, Fujitsu, HP und LG Electronics zu den fünf größten Produzenten weltweit gehört.
2. Wie funktioniert ein Thin Client?
Damit der Thin Client auch tut, was er soll, benötigen Sie einen sogenannten Terminalserver. Dabei handelt es sich um einen besonders leistungsstarken Rechner, der so konfiguriert ist, dass mehrere Nutzer parallel und unabhängig voneinander darauf arbeiten können.
Die Kommunikation zwischen Server und Client erfolgt über spezielle Protokolle. Microsoft bietet beispielsweise mit seinem hauseigenen RDP („Remote Desktop Protocol“) eine Option an, mit der Sie Bildschirminhalte von entfernten Computern übertragen und steuern können. Des Weiteren kommen aber auch Übertragungsverfahren wie Citrix XenApp, Independent Computer Architecture (ICA) oder das X Windows System zum Einsatz.
Für die Verwaltung der Thin Clients brauchen Sie außerdem eine Management-Software, die entweder direkt auf dem Terminalserver oder einem separaten Computer installiert ist. Darüber stellen Sie beispielsweise Images bereit oder nehmen Einstellungen an der Client-Konfiguration vor.
3. Welche Arten von Thin Clients gibt es?
Thin Clients sind in den verschiedensten Formen und Ausprägungen verfügbar, wobei die Grenzen zu einem „vollwertigen“ PC dabei fließend sind.
Neben stationären Systemen bieten viele Anbieter inzwischen auch mobile Varianten an, die optisch an Notebooks erinnern und auch ohne Verbindung zum Terminal-Server genutzt werden können. Dafür wird der virtuelle Desktop samt Daten, Betriebssystem und Programmen lokal auf dem Thin Client gespeichert und verschlüsselt. Sobald sich dieser wieder mit dem Netzwerk verbindet, werden die Daten synchronisiert.
Eine noch reduziertere Form der Thin Clients sind die sogenannten Zero-Clients. Auf diesen läuft anstelle eines Betriebssystems nur eine minimale Firmware, die wiederum an die Server-Plattform des jeweiligen Anbieters gebunden ist.
Weitere Formen von Thin Clients sind:
- Kassensysteme (POS-Terminals)
- Kiosk-Terminals
- Windows-Based-Terminals (WBT)
- Abspielgeräte für TV-Streaming-Dienste (IPTV)
Gut zu wissen: Durch den Einsatz einer speziellen Software können auch Tablets oder ältere Computer in einen Thin Client umgewandelt werden. Allerdings gehen dabei unter Umständen einige entscheidende Vorteile des Konzepts, wie beispielweise die Energieeffizienz oder das vereinfachte Management, verloren.
4. Welche Vor- und Nachteile haben Thin Clients für Unternehmen und Business?
4.1. Vorteile
Einer der größten Vorteile der Thin Clients ist der einfachere Betrieb. Auf dem Client selbst befindet sich lediglich die Software, die er für den Zugriff auf die zentral bereitgestellten Apps und Anwendungen benötigt. Diese kann unabhängig von den tatsächlich genutzten Programmen einheitlich durch ein zentrales oder dezentrales Steuerungssystem betrieben und verwaltet werden.
Auf diese Weise lassen sich die einzelnen Clients sehr komfortabel installieren (beispielsweise auf Basis von Konfigurations-Images) und bei Bedarf auch wechseln. Es erfolgt keine feste Zuordnung der Arbeitsplätze. Das bedeutet, dass die Nutzer ohne Einschränkungen von jedem beliebigen Client aus arbeiten können, denn an jedem steht eine identische Arbeitsumgebung zur Verfügung.
Thin Clients besitzen zudem typischerweise keine beweglichen Teile (z.B. Lüfter) und sind daher weniger anfällig für Störungen. Mit etwa 10 bis 20 Watt benötigen aktuelle Thin-Client-Modelle wesentlich weniger Energie als ein konventioneller Computer. Dadurch erhöht sich sich automatisch auch ihre Nutzungsdauer.
Zum Vergleich: Die Lebensdauer eines Thin Clients liegt bei etwa sieben Jahren, wohingegen ein Standard-Desktop-PC durchschnittlich nur drei bis vier Jahre eingesetzt wird.
4.2. Nachteile
Trotz der vielen Vorteile müssen Nutzer von Thin Clients auch mit einigen Nachteilen leben, die allerdings im Rahmen technischer Neuentwicklungen nach und nach behoben werden (sollen). Abgesehen von den bereits erwähnten mobilen Lösungen können Thin Clients ausschließlich nur dann genutzt werden, wenn eine Verbindung zum Terminal-Server besteht.
Hinzu kommen natürlich die Leistungseinschränkungen durch die „abgespeckte“ Hardware. Viele Programme werden speziell für Fat Clients entwickelt und gerade bei sehr grafiklastigen Anwendungen (z.B. Games oder CAD-Software) stoßen Thin Clients recht schnell an ihre Grenzen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass viele Thin Clients nur eine beschränkte Auswahl von Peripherie-Geräten unterstützen. Meist werden nur Maus, Tastatur und Bildschirm ohne Murren akzeptiert.
Bitte beachten: Nicht alle Softwarehersteller haben Ihre Programme für den Betrieb auf einem Remote-Server vorgesehen. Informieren Sie sich daher immer genau über die entsprechenden Lizenzbedingungen. Unter Umständen werden nämlich zusätzliche Gebühren für das veränderte Nutzungsszenario fällig.
5. Der Raspberry Pi als Alternative zum klassischen Thin Client
Durch die Einführung des Citrix HDX Ready Pi besteht seit einiger Zeit auch die Möglichkeit, den Raspberry Pi als Thin Client zu nutzen. Zu diesem Zweck ist Citrix eine Partnerschaft mit der Raspberry Pi Foundation eingegangen, in deren Zuge ein Rpi3 (Raspberry Pi 3) mit Hilfe der Citrix HDX-Technologie für die Aufgabe als Thin Client (auf XenDesktop und XenApp) optimiert wurde.
Mit Citrix HDX Ready Pi können Sie einen Raspberry Pi mit wenigen Schritten in einen Thin Client umwandeln.In der Pro Version von Windows 10 ist der Zugriff per RDP mit enthalten. Dieser lässt sich mit einigen wenigen Mausklicks einrichten.
Sie können die entsprechende Option in der Systemsteuerung unter „System -> Erweiterte Systemeinstellungen -> Remote“ aktivieren, indem Sie das Häkchen bei der gleichnamigen Option setzen.
Auf dem Raspberry Pi müssen Sie die beiden Pakete „rdesktop“ und „grdesktop“ installieren. Starten Sie anschließend „grdesktop“ und geben Sie die IP-Adresse des Windows-Rechners ein. Der Desktop wird nun auf dem Raspberry Pi angezeigt, von wo aus Sie Ihn steuern und verwalten können.
Normalerweise ist im Lieferumfang eines Raspberry Pi lediglich die Hauptplatine enthalten. Damit daraus ein betriebsfertiger Computer wird, müssen Sie neben einem Gehäuse auch noch eine entsprechende Speicherkarte nachrüsten und eine Stromversorgung sowie Peripherie zur Verfügung stellen. Rechnet man alle diese Extra-Kosten zusammen, ist ein Raspberry Pi Thin Client aber immer noch deutlich günstiger als die meisten vergleichbaren Low-Cost-Thin-Clients. Grund genug, zumindest über eine Anschaffung nachzudenken.
Bitte beachten: Der Raspberry Pi wird anstelle einer x86-basierten CPU mit einem sogenannten ARM-Chip betrieben, wodurch der darauf einsetzbaren Software automatisch Grenzen gesetzt sind. Zudem muss diese in Hinsicht auf die Performance an die spezielle Architektur des Einplatinencomputers angepasst werden.
Tilo
Ich verwende bei uns in der Firma openthinclient. Hier ist der Unterschied im Vergleich zu den oben genannten Thin-Clients oder Zero-Clients, dass hierbei gar kein Betriebssystem oder Firmware lokal installiert wird, sondern der Bootvorgang über das Netzwerk erfolgt (PXE). Eine sehr elegante Lösung, wie ich finde.
Andreas
Der erste Abschnitt der Definition ist missverständlich! Wie stellt der Thin-Client ohne Festplatte und mit geringer CPU Leistung Terminal-Server oder virtuelle Desktop zur Verfügung? Er stellt die Verbindung zu diesen Diensten her!