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In Zusammenhang mit dem Internet, Email und Ihrem Browser ist Ihnen sicherlich schon einmal der Begriff „Proxy-Server“ begegnet. Dabei handelt es sich um ein praktisches System zur Identitätsverschleierung und Beschleunigung des Netzwerkverkehrs, das sich zwischen Ihrem Rechner und dem Internet einklinkt. In diesem Artikel erfahren Sie, wie ein Proxy-Server funktioniert und welche Vor- und Nachteile er in welchen Anwendungsbereichen bietet. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie Sie in wenigen Schritten damit Ihre IP im Browser verschleiern können.

  • Proxy-Server leiten stellvertretend Client-Anfragen an die Ziel-Server weiter.
  • Mit Hilfe eines Proxy-Servers können Sie Ihren Standort verschleiern und länderspezifische Restriktionen umgehen.
  • Große Unternehmen nutzen Proxy-Server, um den Internetzugriff der Mitarbeiter zu regulieren.

1. Definition: Was ist ein Proxy-Server und wie funktioniert er?

Wenn Sie mit Ihrem Rechner ins Internet gehen, beispielsweise um eine bestimmte Webseite aufzurufen, schicken Sie Ihre Anfrage direkt an den Webserver, der die entsprechenden Inhalte an Sie zurückgibt. Dabei wird auch Mal Ihre IP-Adresse mit übertragen. Diese ist vergleichbar mit einem digitalen Fingerabdruck, durch den Sie eindeutig identifizierbar sind.

Ein Proxy (von lat. proximus = „der Nächste“) wird zwischen den Client und den Empfänger-Server geschaltet und ist – vereinfacht gesagt – eine Art Kommunikationsvermittler innerhalb eines Computernetzwerkes. Er leitet die Client-Anfragen über seine eigene Adresse an den Empfänger-Server weiter, ohne dass zwischen den beiden eine direkte Verbindung bestehen muss. Die Inhalte des Ziel-Servers werden anschließend zurück an den Proxy-Server geschickt und von dort an den anfragenden Client geleitet.

Schaubild zur Funktion eines Proxy Servers

Ein Proxy Server schaltet sich zwischen Ihre Anfragen im Internet. Dadurch erhält die jeweilige Website eine Anfrage der IP-Adresse des Proxy Servers anstelle der IP-Adresse Ihres Endgeräts.

Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Proxy-Server unterschieden:

  • Forward-Proxys nehmen die Anfragen der internen Clients entgegen und leiten Sie anschließend mit ihrer eigenen Adresse an den Zielrechner im Internet weiter. Auf diese Weise wird das LAN vor schädlichen Einflüssen aus dem Netz abgeschirmt.
  • Reverse-Proxys schützen den Server, indem Sie die Client-Anfragen aus dem öffentlichen Netz annehmen und überprüfen, bevor diese an den internen Server weitergeleitet werden.

Gut zu wissen: Der derzeit wohl bekannteste Proxy-Service ist das Tor-Netzwerk („The Onion Router“). Dabei handelt es sich um ein System, das ursprünglich für die geheime Kommunikation der US-Regierung und Armee entwickelt wurde.

2. Wofür werden Proxy-Server eingesetzt?

Es gibt verschiedene Verwendungszwecke für Proxy-Server, die wir in uns in diesem Abschnitt noch einmal anschauen möchten.

2.1. Anonymisierung des Surfverhaltens

Anonym surfen über den Proxy Server.

Mit Hilfe des Proxy-Servers verschleiern Sie Ihre Identität und surfen so vollkommen anonym durchs Netz.

Die wohl wichtigste Aufgabe eines Proxy-Servers ist die Anonymisierung. Durch die Weiterleitung der Anfragen können Sie Ihre Identität im Netz verschleiern, denn es wird immer nur die IP-Adresse des Proxys und nicht Ihre eigene an den Zielserver gesendet. Zudem werden dadurch auch einige Informationen, wie beispielsweise der Standort oder der Provider, verfälscht oder gänzlich entfernt.

Für die anderen Netzwerkteilnehmer sind immer nur die Daten des Proxys ersichtlich, Sie surfen also praktisch anonym. Auf diese Weise lassen sich sogar länderspezifische Restriktionen (z.B. beim Video-Streaming) umgehen. Indem Sie einen Proxy-Server verwenden, der im Ausland steht, können Sie nämlich dem Zielserver vorgaukeln, Ihre Anfrage käme gar nicht aus Deutschland.

Achtung: Beachten Sie bitte, dass das Umgehen der Proxy-Sperren eine rechtliche Grauzone ist. Die meisten Juristen stufen den Vorgang allerdings mit der Begründung, dass die Sperre leicht zu umgehen und damit nicht wirksam sei, als legal ein. Konsequenzen sind daher eher nicht zu erwarten, der Webseiten-Betreiber kann lediglich reagieren, indem er Ihre IP-Adresse sperrt.

2.2. Filterung von unerwünschten Inhalten

Erklärung Proxy als Filter

Große Unternehmen nutzen Proxy-Server, um die Internetzugriffe Ihrer Mitarbeiter zu regulieren.

Neben der Identitätsverschleierung verwendet man Proxy-Server häufig auch zum Filtern von eingehenden Anfragen. Diese Praxis wird vor allem in Unternehmensnetzwerken eingesetzt, um bestimmte Dienste (z.B. Filesharing- oder Porno-Webseiten) zu blockieren.

Zudem können Proxy-Server auch als sogenannte Proxy-Firewalls eingesetzt werden, bei denen die Kommunikationsüberwachung (im Gegensatz zu paketorientierten Firewalls) nicht nur über Adress- und Protokolldaten, sondern zusätzlich auch mit Paketdaten der jeweiligen Anwendungen erfolgt. Das erhöht automatisch die Sicherheit, denn der Daten-Traffic lässt sich wesentlich tiefer und detaillierter analysieren.

Tipp: Indem Sie direkt auf dem Proxy-Server einen entsprechenden Virenschutz installieren können Sie die Nutzer eines Netzwerks von einer zentralen Stelle aus vor Schadsoftware aus dem Internet schützen.

2.3. Caching: Proxy als Zwischenspeicher

Proxy-Server können auch zum Caching verwendet werden. Indem die empfangenen Dateien als lokale Kopie für den weiteren Gebrauch abgespeichert werden, muss nicht jede Anfrage dafür immer wieder an den Ziel-Server weitergeleitet werden, sondern wird direkt über den Cache beantwortet und an den Client zurückgesendet.

Der Proxy-Cache ermöglicht somit eine wesentlich effizientere und schnellere Arbeitsweise und verringert die Belastung der Ressourcen zu den entfernten Netzwerk-Servern. Zudem spart er Plattenplatz, da nur eine einzige Kopie des Abfrageergebnisses gespeichert werden muss. Außerdem können Sie damit auch auf Server-Dienste zugreifen, die aktuell nicht online oder stark ausgelastet sind (z.B. aufgrund eines Netzwerkfehlers). Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Proxy-Server selbst erreichbar ist und sich das Abfrageergebnis bereits im Cache befindet.

2.4. Load-Balancing und Bandbreitenkontrolle

Loadbalancing-System

Durch die Verteilung der Arbeitslast über den Proxy können Sie die Netzwerkperformance deutlich erhöhen.

Ein Proxy-Server kann auch dazu beitragen, die Arbeitslast gleichmäßig zwischen mehreren Servern aufzuteilen. Dazu wird eine URL mit mehren Servern im LAN verknüpft. Der Proxy fungiert dann als zentrale Schnittstelle und kann bei besonders ressourcenintensiven Anfragen oder im Falle eines Ausfalles die Last gleichmäßig innerhalb des Netzwerkes verteilen.

Wir der Proxy hingegen zur Bandbreiten-Regulierung eingesetzt, teilt der den Clients abhängig von der Auslastung dediziert Ressourcen zu. Auf diese Weise lässt sich sicherstellen, dass einzelne Programme oder Anwendungen nicht die komplette Bandbreite beanspruchen.

3. Die Vorteile und Nachteile von Proxy-Servern im Überblick

  • Schnellerer Zugriff auf identische Daten
  • ermöglicht anonymes Surfen
  • bietet die Möglichkeit Zensur und Proxy-Sperren zu umgehen
  • Einsparung von Speicherplatz durch Caching
  • Integration von Spamfiltern und Virenschutz möglich
  • Schonung der Netzwerk-Ressourcen zu den entfernten Servern
  • ermöglicht Lastenverteilung und Bandbreitenregulierung
  • jedes Internetprotokoll benötigt einen eigenen Proxy
  • nicht für alle Protokolle sind Proxys verfügbar
  • Proxys werden nicht von allen Anwendungen unterstützt (z.B. Online-Spiele oder Sharing-Portale)
  • Mögliche Diskrepanzen durch veraltete Inhalte im Cache

4. Proxy-Server für den Hausgebrauch: So maskieren Sie Ihre IP-Adresse über den Browser

Moderne Betriebssysteme wie Windows besitzen zwei verschiedene Orte, an denen Sie Proxy-Einstellungen vornehmen können: Einmal im System selbst oder direkt im Browser.

Zur Erklärung: Während der „System-Proxy“ von allen Programmen genutzt wird, verwenden ausschließlich Chrome & Co. den „Browser-Proxy“. Das bedeutet, dass Sie damit den Browser betreiben, aber alle anderen Web-Anwendungen ohne laufen lassen können. In diesem Kapitel zeigen wir Ihnen, wie Sie einen browserspezifischen Proxy einrichten können.

4.1. Proxy-Einstellungen in Chrome ändern

Natürlich haben nur die wenigsten Nutzer zu Hause einen eigenen Proxy-Server im Einsatz (Sie können diesen wahlweise Mieten oder Kaufen). Glücklicherweise gibt es im Netz aber auch zahlreiche Anbieter, die kostenlose Dienste zur Verfügung stellen.

Wählen Sie einen davon aus und tragen Sie die Daten in Ihren Browser ein. In Google Chrome gehen Sie dazu wie folgt vor:

  1. Öffnen Sie die „Erweiterten Einstellungen“ und gehen im Abschnitt „System“ auf den Eintrag „Proxy-Einstellungen öffnen“.
Chrome Proxy Server nutzen

Öffnen Sie die Proxy-Einstellungen in den System-Einstellungen von Chrome.

  1. Klicken Sie im Reiter „Verbindungen“ auf „LAN-Einstellungen“.
Chrome Web Proxy Server nutzen

Klicken Sie auf den Button, um das Dialogfenster für die LAN-Einstellungen zu öffnen.

  1. Setzen Sie das Häkchen bei „Proxy-Server für LAN verwenden“ und tragen Sie die vorher ausgewählte IP-Adresse und den zugehörigen Port ein.
Chrome Proxy einrichten

Tragen Sie die vorher ausgewählten Proxy-Daten in die dafür vorgesehen Felder ein.

  1. Bestätigen Sie Ihre Eingaben mit „OK“.

Im Anschluss sollten Sie noch einmal testen, ob die gewählten Einstellungen auch wie gewünscht funktionieren. Über utrace können Sie beispielsweise nachprüfen, ob sich der Standort tatsächlich geändert hat.

Achtung: Überlegen Sie sich gut, welchen Server Sie zwischen Ihren Client und das Internet schalten. Ein Proxy verwischt zwar Ihre Spuren im Netz, der jeweilige Anbieter hat jedoch stets den vollen Zugriff auf den Traffic (Stichwort: Datenschutz!), der über seine Maschinen läuft.

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Einfach erklärt: Was ist ein Proxy-Server?
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