Nach rund 10 Jahren wird der kostenlose Support für Windows 7 zum Enddatum 14. Januar 2020 eingestellt. Welche Auswirkungen dieses Datum für Sie als Nutzer hat, welche Möglichkeiten zum Umstieg auf Windows 8.1 oder Windows 10 sich bieten und viele weitere Fragen zum Support-Ende von Windows 7, beantwortet der folgende Artikel.
Ja, Windows 7 bleibt weiterhin nutzbar und lässt sich auch jederzeit neu installieren. Sie erhalten von Microsoft aber keine neuen Sicherheitsupdates für bekannte Sicherheitslücken nach Mitte Januar 2020, wenn Sie als Firmenkunde nicht den erweiterten Support kaufen. Für Privatkunden gibt es hingegen keinen erweiterten Support.
Microsoft bietet das „Erweitertes Sicherheitsupdate-Programm“ (ESU) für Unternehmen an, welche Volumenlizenzen besitzen. Alternativ können Firmenkunden ESU auch über Certified Solution Providers beziehen. Die Preise werden jährlich und pro System berechnet und für maximal drei Jahre angeboten.
Die Anzahl der entdeckten, kritischen Sicherheitslücken in Windows 7 sind zum Ende des Lebenszyklus deutlich gestiegen. Windows 7 nach dem Support-Ende noch weiter zu nutzen, ist damit ein erhebliches Sicherheitsrisiko.
Inhalt
- 1. Mit Windows 7 verabschiedet sich ein erfolgreiches Betriebssystem
- 2. Nach dem Support-Ende erhalten Privatkunden keine Sicherheitsupdates mehr
- 3. Für Firmenkunden wird der Support gegen Bezahlung um bis zu drei Jahre verlängert
- 4. Keine erweiterten Sicherheitsupdates für Privatkunden von Windows 7
- 5. Möglichkeiten zum kostenlosen Umstieg auf andere Betriebssysteme
- 6. Umstieg von Windows 7 auf Windows 10
- 7. Windows 10 richtig installieren
1. Mit Windows 7 verabschiedet sich ein erfolgreiches Betriebssystem
Im Jahr 2014 endete der Lebenszyklus von Windows XP. Der Aufschrei war aber gering, da zu dem Zeitpunkt schon viele Anwender zu Windows 7 gewechselt und damit auch sehr zufrieden waren.
Windows 7 hat sich über die Jahre als die Plattform für Privatanwender und Firmenanwender etabliert, ist aber auch technisch in die Jahre gekommen. Auf neuerer Hardware lässt sich Windows 7 nur noch mit viel Aufwand installieren oder läuft gar nicht mehr. Heute Systemarchitekturen von Windows 10, wie beispielsweise die tiefe Integration des Windows Defender oder Microsoft Edge als Ersatz für den veralteten Internet-Explorer, kennt Windows 7 nicht.
Die Anzahl der Patches und Updates, welche nach Installation von Windows 7 mit Service Pack 1 herunterzuladen sind, sorgt immer wieder für erhebliche Probleme und konnten erst mit dem „Service Pack 2 für Windows 7“ und anschließenden monatlichen Rollup-Updates gelöst werden.
Nach nun über 10 Jahren stellt Microsoft gemäß dem Informationsblatt zum Lebenszyklus von Windows zum 14.01.2020 den erweiterten Support für Windows 7 ein. Der Standard-Support wurde bereits zum 13. Januar 2015 eingestellt. In den letzten 5 Jahren leistete Microsoft nach seiner Lifecycle-Richtlinie nur noch erweiterten Support in der Form, dass man nur noch Support leistet und Sicherheitsupdates liefert, am Produkt aber keinen neuen Features mehr implementiert.
2. Nach dem Support-Ende erhalten Privatkunden keine Sicherheitsupdates mehr
Die Auswirkungen durch Ende des erweiterten Supports sind auf den ersten Blick wenig dramatisch. Ab dem Enddatum 14.01.2020 werden Nutzer von Windows 7 keine Updates mehr erhalten. Aber: Sie können Windows 7 nach dem Support-Ende weiter nutzen.
Einzig ein bildschirmfüllender Hinweis auf das Support-Ende von Windows 7 und dem Vorschlag auf Windows 10 umzusteigen, welcher alle 2 Tage erscheint, dürften die Anwender nerven.
Nach Recherchen von Bleepingcomputer kann dieser Hinweis aber mit einem Trick abgeschaltet werden.
Dazu müssen Sie in der Registry unter
HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Windows\CurrentVersion\EOSNotify
Den Dword-Eintrag DiscontinueEOS auf den Wert 1 setzen
2.1. Zahl der kritischen Sicherheitslücken von Windows 7 steigt in den letzten Jahren an
Die Auswirkungen sind aber viel dramatischer. Die Anzahl der in Windows 7 bekanntgewordenen Sicherheitslücken wurden seit dem Erscheinen von 2009 nicht weniger, sondern nahmen im Laufe der Jahre deutlich zu.
Die Online-Datenbank CVE-Details führt zu vielen Produkten, darunter auch Windows 7, eine Statistik mit bekannten Sicherheitslücken. Für Windows 7 ergibt sich hier ein dramatisches Bild:
Aus den Zahlen von CVE-Details wird deutlich, dass im letzten Jahr die meisten Sicherheitslücken in Windows 7 entdeckt wurden. Es ist fahrlässig anzunehmen, dass es über den Zeitraum 2019 hinaus keine weiteren Sicherheitslücken in Windows 7 geben wird. Im Gegenteil werden Kriminelle ab Januar 2020 verstärkt nach Sicherheitslücken in Windows 7 suchen und diese gnadenlos ausnutzen, um fremden Code unter Windows 7 auszuführen.
Der großflächige Befall von alten XP-Systemen über eine nicht gepatchte Sicherheitslücke mit dem WannaCry-Trojaner war aus Sicht von Experten nur ein Vorgeschmack auf das, was Anwender von Windows 7 künftig erwarten könnte.
Ein Virenscanner wird keinen ausreichenden Schutz bieten, da ein Virenscanner gezielte Angriffe auf Schwachstellen im System nicht in Gänze verhindern kann, wie bereits die letzten Jahre mit Sicherheitslücken unter Windows gezeigt haben. Ohne Patches von Microsoft, welche kritische Sicherheitslücken schließen, ist ein Virenscanner nur ein kleiner Schutzschirm für ganz bestimmte Angriffe.
Microsoft Security Essentials (MSE) wird auch eingestellt: Microsoft Security Essentials wird ab dem 15.01.2020 auch nicht mehr gepflegt. Wer noch auf diesen Virenscanner setzt, muss sich unter Windows 7 nach Ersatz umsehen.
3. Für Firmenkunden wird der Support gegen Bezahlung um bis zu drei Jahre verlängert
In vielen Unternehmen aber vor allem im öffentlichen Sektor bei Behörden und Kommunen wie beispielsweise Berlin bestehen noch immer große Probleme beim Umstieg auf Windows 10. Schuld daran sind etwa Embedded-Systeme mit Windows 7 wie Geldautomaten und proprietäre Software, welche unter Windows 10 nicht läuft oder eine Migration schwierig machen.
Für solche Kunden bietet Microsoft die Möglichkeit den Support für Windows 7 zu verlängern und somit für bis zu drei weitere Jahre Sicherheitsupdates für kritische Fehler in Windows 7 zu erhalten.
Microsoft bezeichnet das Angebot als „erweitertes Sicherheitsupdate-Programm“, im Englischen „Extended Security Update“ oder kurz ESU. Unter „Häufig gestellte Fragen zum Lebenszyklus der erweiterten Sicherheitsupdates“ hat Microsoft alle Informationen zu Nachfolger des erweiterten Supports zusammengefasst.
Demnach sind Kunden mit einem Volumenlizenzierungsprogramm berechtigt, das erweiterte Sicherheitsupdate-Programm zu nutzen. Bezahlt wird hier jahresweise pro Rechner, wo sich die Preise auch nach den Editionen richten, welche verwendet werden (Professional, Enterprise, Education). Unternehmen können demnach auch für Windows 7 Professional ESU in Anspruch nehmen und müssen nicht zwingend durchgängig die Enterprise-Edition von Windows 7 einsetzen.
Wer keine Volumenlizenzen als Firmenkunde bezieht, kann ESU auch über Certified Solution Provider (CSP) beziehen. Dies gab Microsoft in einem Blogbeitrag vom Oktober 2019 bekannt. Als Preis wurde pro Lizenz und Jahr die Summe von 50 US-Dollar kommuniziert.
Ein dritter Weg Windows 7 mit ESU zu nutzen, ist über ein virtuelles Windows 7 in Microsoft Azure. Mit dem passenden Abo können Unternehmen hier Windows 7 für maximal drei weitere Jahr inklusive ESU betreiben.
Mit diesem Programm wird die Zeit bis zum Austieg aus Windows 7 für Firmen um bis zu drei Jahre verlängert.
4. Keine erweiterten Sicherheitsupdates für Privatkunden von Windows 7
Privatkunden werden von den erweiterten Sicherheitsupdates nicht profitieren. Damit die Systeme dafür berechtigt sind, müssen neue Lizenzkeys eingespielt werden. Dass diese „kostenlos“ über das Internet zu finden sind, darf eher bezweifelt werden und wenn dürften diese Keys sehr schnell von Microsoft gesperrt werden.
Hilfsbereite Admins stellen die Patches vielleicht als „Patchpakete“ zum Download irgendwo ins Netz. Wir raten von der Installation solcher Pakete aber dringend ab. Keiner gibt Ihnen die Gewissheit, dass die Patches „sauber“ sind. Statt einem Patch fangen Sie sich auf dem Wege eher gefährliche Trojaner und andere Schädlinge ein, wie es bereits bei Suchopfern nach „Cracks“ für Software regelmäßig erfahren.
5. Möglichkeiten zum kostenlosen Umstieg auf andere Betriebssysteme
Als einziger Ausweg bleibt Ihnen, wenn Sie Windows 7 nicht dauerhaft von der Außenwelt ausschließen wollen, sprich auf Internet und Wechseldatenträger mit Windows 7 verzichten, ein Umstieg auf ein anderes Betriebssystem.
5.1. Windows 8.1 ist keine sinnvolle Upgrademöglichkeit
Windows 8.1 wird als mögliches Upgrade-Ziel häufig übergangen, da das Betriebssystem für viele Anwender ein rotes Tuch darstellt. Erste Versuche von Microsoft, die Windows 7-Nutzer an ein Leben ohne Desktop und Startmenü zu gewöhnen, sind kläglich gescheitert, sodass Microsoft mit Windows 8.1 wieder auf den Desktop bootet.
Trotzdem ist Windows 8.x eher ein Stiefkind wie damals Windows Vista und hat wenig Freunde.
Windows 8.1 keine gute Wahl: Wir raten von Windows 8.1 als Upgrade-Ziel aber ab. Grund ist, dass auch hier Microsoft bereits den Support eingestellt hat und nur noch erweiterten Support, also kostenlosen Sicherheitsupdates, bis zum 10. Januar 2023 bietet. Da Windows 8.1 auch kein kostenloses Upgrade aus Windows 7 bietet und die Hardwarevoraussetzungen von Windows 8.1 und Windows 10 im Grunde identisch sind, sollten Sie lieber direkt auf Windows 10 setzen. Im Gegensatz zum Upgrade auf Windows 10 muss für das Upgrade auf Windows 8.1. zudem eine Lizenz gekauft werden.
5.2. Windows 7-Nutzer können weiterhin kostenlos auf Windows 10 upgraden
Für Nutzer von Windows 7, welche weiterhin bei Windows als System bleiben wollen, bietet sich daher derzeit nur Windows 10 als Alternative an und dies auch weiterhin kostenlos: Wie schon zu Einführung von Windows 10, können Nutzer von Windows 7 oder Windows 8.x auch weiterhin mit einem gültigen Lizenzkey der Vorversion kostenlos auf Windows 10 upgraden.
Dies funktioniert sowohl als Upgrade aus Windows 7, wie auch als Neuinstallation von Windows 10.
Dazu geben Sie bei der Installation von Windows 10 einfach den Product-Key von Windows 7 oder Windows 8.1 ein.
5.3. Linux als Alternative zu Windows
Vielleicht ist der Umstieg aber auch eine Chance, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und sich für ein Linux-System zu entscheiden. In unserem Vergleich der besten Linux-Distributionen für Heimanwender haben wir eine repräsentative Auswahl mit Ubuntu, Linux Mint, Linux Deepin, Manjaro Linux, Fedora, und OpenSUSE zusammengestellt.
Gegenüber früheren Erfahrungen muss man heute kein Linux-Nerd mehr sein, um diese zu nutzen. Die neuen Distributionen sehen nicht nur sehr schick aus, sondern bieten auch das von Windows 7 gewohnte Look and Feel nebst bekannten Programmen wie Firefox, VLC oder LibreOffice.
Für die gängige Hardware bietet Linux auch ausreichende Hardwareunterstützung. Problematisch sind allerdings immer noch Drucker, speziell Multifunktionsdrucker, da hier nicht alle Modelle in Linux nutzbar sind.
Linux für Gamer? Als Spiele-Fan ist leider Linux noch immer nur zweite Wahl. Wenngleich die Auswahl an Spiele für Linux steigt, sind die beliebten AAA-Titel wie Shooter oder MMOG nur für Windows verfügbar.
6. Umstieg von Windows 7 auf Windows 10
Wenn Sie den Umstieg auf Windows 10 von Windows 7 aus planen, sollten Sie einige Vorüberlegungen treffen. Viele Installationen von Windows 7 sind noch mit einem 32-Bit-System. Sie können daher mit einer Upgradeinstallation auch nur auf eine 32-Bit-Fassung von Windows 10 wechseln. Da die 32-Bit-Systeme aber beispielsweise nur 4 GB Arbeitsspeicher nutzen können, raten wir hiervon ab.
Ein weiteres Kriterium ist die bisher verwendete Software. Nicht jedes Programm ist mit Windows 10 kompatibel und für ältere Hardware wie beispielsweise alte Drucker gibt es keine Treiber mehr.
Trotzdem sollten Sie den Umstieg wagen. Windows 7 können Sie auch weiterhin in einer virtuellen Maschine nutzen und so im Notfall auf alte Soft- und Hardware zugreifen.
6.1. Das ändert sich für Windows 7-Nutzer beim Umstieg auf Windows 10
Wer von Windows 7 auf Windows 10 umsteigt, muss sich zu Anfang mit einigen Neuerungen zurechtfinden. Das klassische Startmenü ist weggefallen und wurde durch eine abgespeckte Variante ersetzt. Aber hierfür gibt es kostenpflichtige und auch kostenlose Lösungen wie das beliebte Open Shell Menu (ehemals Classic Shell).
Die Systemsteuerung wurde auf den ersten Blick durch die neuen Einstellungen ersetzt. An einigen Stellen kommt dann aber doch die klassische Systemsteuerung zum Vorschein.
Der Windows Explorer kann Kopiervorgänge anhalten oder ISO-Abbilder als virtuelle Datenträger mounten.
Als Browser verwendet Windows 10 Edge statt den Internet Explorer. Viele Systemprogramme wie der Taschenrechner, Mail oder die Notizen sind nur Apps und werden von Windows eigenständig aktualisiert. Weitere Apps finden sich, viele davon kostenlos, im Windows Store.
Apps aus dem Windows Store werden analog zu iOS selbstständig aktualisiert, sodass sich der Anwender nicht selbst um Updates bemühen muss. Nach und nach finden daher auch viele, bekannte Programme wie VLC oder IrfanView den Weg in den Microsoft Store.
Windows 10 bietet auch aus technischer Sicht viele Vorzüge wie beispielsweise Unterstützung modernster Hardware, eine bessere Speicherverwaltung, Direct X 12 oder den Windows Defender als integraler Bestandteil der Windows-Sicherheit.
Neuerungen für Umsteiger von Windows 7: Alle Neuerungen in Windows 10 für Umsteiger von Windows 7, finden Sie in unserem umfangreichen Test von Windows 10.
6.2. Der sanfte Weg: Parallel-Installation von Windows 10 zu Windows 7
Sofern Sie Windows 7 noch parallel weiter nutzen möchten, können Sie Windows 10 ergänzend zu dem bestehenden Windows 7 installieren. Über den Bootmanager können Sie dann beim Start auswählen, ob Sie lieber Windows 10 oder Windows 7 starten möchten. Diese Variante hat den Vorteil, dass Sie bestehenden Programme oder alte Hardware im Bedarfsfall unter Windows 7 weiter nutzen können, sonst aber Windows 10 als System nutzen.
6.3. Problembehaftet aber möglich: Upgrade von Windows 7 auf Windows 10
Ein Upgrade aus einem bestehenden Windows 7 ist möglich und hat den Vorteil, dass sowohl Daten wie auch Programme und Einstellungen in Windows 10 übernommen werden. Was in der Theorie einfach klingt, sorgt in der Praxis aber mitunter für Probleme.
Sie müssen laufende Hintergrundprogramme, vor allem Virenscanner, erst entfernen, alle notwendigen Patches vorher einspielen und haben dennoch keine Gewissheit, dass Windows 10 danach problemlos alle Programme und Einstellungen übernommen hat.
Tipp: Wenn Sie auf Windows 7 nicht verzichten möchten, raten wir eher zur unproblematischen Zweitinstallation von Windows 10 neben einem bestehenden Windows 7.
6.4. Neuinstallation von Windows 10 als letzten Weg
Der sauberste Weg ist eine „Clean-Installation“ von Windows 10 auf eine leere Festplatte oder SSD. Sie haben hier die Möglichkeit, ein Betriebssystem ohne Altlasten frisch zu installieren und können auch von den verwendeten Programmen die derzeit aktuelle Version installieren.
7. Windows 10 richtig installieren
In unserem Artikel Installation von Windows 10 als Upgrade oder Neuinstallation haben wir im Detail die drei möglichen Szenarien Upgrade-, Parallel- und Neuinstallation beschrieben und mit vielen Tipps und Tricks ergänzt.
Machen Sie aber auf jeden Fall vor einer Installation ein Image vom bisherigen Windows 7, um im Bedarfsfall wieder den Ursprungszustand herzustellen. In unserer Auswahl der besten Image-Programme finden Sie gleich mehrere kostenlose Programme für diese Aufgabe.