"Windows vs Linux", bzw. ob Windows oder Linux das bessere Betriebssystem darstellt, lässt sich nicht pauschal beantworten und muss auch aus Anwendersicht und dem Anwendungsbereich betrachtet werden. In dem folgenden Artikel wagen wir uns daher an den Versuch, die Vor- und Nachteile beider Systeme für Desktop-Anwendungen gegenüberzustellen.
Sowohl Linux als auch Windows sind für den Desktop-Einsatz geeignet. Linux hat gegenüber Windows Stärken im Serverbereich und wird hier auch aufgrund weniger Angriffsmöglichkeiten häufiger eingesetzt.
Windows und Linux sind beides moderne Betriebssysteme. Eine moderne Linux-Distribution läuft gefühlt etwas flüssiger und wird auch nach längerer Nutzung nicht langsamer.
Für viele Aufgaben kann auch Linux eingesetzt werden. Die geringere Kompatibilität gegenüber Windows uns das geringe Angebot an kommerzieller Software führen aber dazu, dass Windows für viele Bereiche noch immer die bessere Wahl darstellt.
Inhalt
1. Übermächtige Marktanteile von Windows vs Linux
Geht man rein nach den Marktanteilen, wäre die Frage nach dem besten Betriebssystem schnell beantwortet. Nach Auswertung der Marktanteile der führenden Betriebssysteme weltweit von Januar 2009 bis Juli 2021 durch den Statistikdienst Statista, hat Windows Stand Juli 2021 einen Marktanteil von 73 Prozent, Linux dagegen nur etwas mehr als 2 Prozent. Seit 2009 hat Linux jedoch seine Marktanteile mehr als vervierfacht, Windows dagegen von anfänglich 95 Prozent viel an Linux und MacOS verloren. In Deutschland ist Linux etwas beliebter und kommt hier auf einen Marktanteil von fast 3 Prozent.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Die Daten wurden aber nur für Desktop-Systeme erhoben und damit nicht für Server-Systeme. Hier zeigt sich ein anderes Bild. Bei den Marktanteilen der führenden Webserversysteme weltweit im August 2021 führen Apache und nginx an. Beide Webserver werden vorrangig unter Linux eingesetzt. Der genaue Marktanteil von Linux am Servermarkt ist nicht genau bekannt, wird aber bereits auf knapp 10 Prozent geschätzt.
Bereits diese Zahlen zeigen, dass man zwischen Server und Desktop unterscheiden muss. Für unsere Zielgruppe betrachten wir daher ausschließlich den Desktop-Markt und vergleichen hier Windows vs Linux.
2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Linux und Windows
Windows wurde von Microsoft entwickelt und über viele Jahre immer wieder modernisiert und mit neuen Funktionen und Bedienkonzepten erweitert. Die hohe Nutzerzahl ist auch dadurch zu erklären, dass es Microsoft durch verschiedene Schachzüge geschafft hat, quasi jeden PC mit Windows vorinstalliert ausliefern zu lassen.
Bei Linux dagegen handelt es sich um ein freies Betriebssystem, erfunden von Linus Torvalds. Dessen Kernel als Grundgerüst eines Betriebssystems ist Grundlage für eine riesige Auswahl an Linux-Distributionen mit zum Teil sehr verschiedenen Nutzungsausrichtungen und Bedienkonzepten. Die Frage, welches Linux Sie als Heimanwender nutzen sollten, beantwortet unsere Vorstellung der besten Linux-Distributionen für den Desktop.
2.1. Benutzeroberfläche
Windows 10, die derzeit noch aktuellste Fassung des Betriebssystems, ist ein modernes 64-Bit-Betriebssystem, welches aber nur über eine Benutzeroberfläche verfügt. Die Benutzung von Windows war schon immer eher auf Anfänger und Einsteiger ausgelegt, ist daher sehr einfach zu erlernen, dafür aber mitunter auch in Teilbereichen etwas umständlich zu bedienen. Die drei Screenshots zeigen die Evolution des Windows Desktop seit Windows 7 und damit immer wieder Änderungen am Bedienkonzept und Layout.
Ob man das Benutzerkonzept von Windows in der jeweiligen Version mag, hängt auch vom eigenen Workflow ab. Sicher ist nur, dass mit Windows 8 und dem Wegfall des Startmenüs sich viele Windows-Nutzer verweigerten und nur deshalb bei Windows 7 geblieben sind oder auf Software von Drittanbieter als Startmenü-Ersatz wie beispielsweise Open Shell (ehemals Classic Shell) zurückgegriffen haben.
Mit Windows 11 wagt Microsoft erneut den Versuch, die bisherigen Bedienkonzepte zu überarbeiten. Ob Microsoft damit den Geschmack der Anwender trifft, werden die kommenden Monate zeigen.
Gegenüber Windows ist bei Linux die grafische Oberfläche nur optional und auch leicht austauschbar. Es gibt derzeit mit KDE, GNOME, Xfce, MATE oder Cinnamon gleich mehrere, unterschiedliche Bedienkonzepte, welche sich aber im Grunde immer auch ein wenig an Windows orientieren. Beliebte Linux-Distributionen für Heimanwender wie Linux Mint werden gleich mit verschiedenen Oberflächen angeboten.
Welches Bedienkonzept besser ist, lässt sich allerdings nicht sagen und hängt sehr von den Erwartungen, bisheriger Nutzung anderer Systeme und den persönlichen Vorlieben hab. Professionelle Anwender können ganz auf die Oberfläche verzichten und sich auch im Shell-Terminal mit einer großen Zahl von für unbedarfte Anwender eher kryptischen Kommandozeilenbefehlen für Linux austoben.
2.2. Performance
Die Performance eines Betriebssystems ist maßgeblich von der verwendeten Hardware abhängig. Wenn Windows auf einem PC zu langsam läuft, kann auch die geringe Speicherverfügbarkeit oder veraltete CPU Ursache dafür sein. Seit Windows 7 sind die Hardwareanforderungen an das Betriebssystem nur geringfügig gestiegen. 8 GB RAM und eine halbwegs moderne CPU dürfen aber schon verbaut sein, um störungsfrei mit Windows arbeiten zu können.
Windows wird auch nachgesagt, dass es im laufenden Betrieb gegenüber Linux immer langsamer wird. Diese Aussage kann so pauschal nicht stehen bleiben. Grund für ein lahmendes Windows sind häufig nachinstallierte Dienste und Programme, welche sich im Autostart von Windows einnisten und wertvollen Arbeitsspeicher und CPU-Leistung benötigen.
Linux ist aufgrund seiner Systemarchitektur eher unempfindlich für „Alterung“ und läuft auch nach längerer Nutzungsdauer noch wie am ersten Tag. Zudem gibt es auch Linux-Distributionen für ältere Hardware, sogenannte Puppy Linux, mit denen sich auch ein Rechner unterhalb von 4 GB RAM aus dem letzten Jahrzehnt mit einem aktuellen Betriebssystem noch sinnvoll nutzen lässt.
Die modernen Oberflächen für Linux wie beispielsweise Cinnamon von Linux Mint, fordern aber auch die Hardware und sind eher für modernere Systeme geeignet.
2.3. Sicherheit
Kein Betriebssystem ist so häufig Angriffen ausgesetzt wie Windows. Betrachtet man die Marktanteile von Windows, ist der Umstand aber wenig verwunderlich. Die Hacker und Kriminelle setzen auf das System, mit der größten Verbreitung. Microsoft stellt zwar mit dem Microsoft Patchday monatlich eine Fülle von Fixes zur Verfügung, welche viele Sicherheitslücken, darunter auch immer wieder kritische Fehler, beheben. Die Fülle an Sicherheitslücken in Windows lässt aber nur den Schluss zu, dass Windows nicht das sichere Betriebssystem ist, für das Microsoft immer Werbung macht. Am Beispiel von Windows 7 nach dessen Support-Ende wird deutlich, wie viele Sicherheitslücken in Windows bekannt werden.
Dazu kommt weiter der Umstand, dass viele der Programme in Windows häufig nicht aktuell sind und auch ein Einfallstor für Viren und andere Schädlinge bietet, was auch mit der dezentralen Pflege der Programme zu erklären ist. Sollte es Microsoft schaffen, alle Entwickler in den Microsoft Store zu holen, wäre dieses Problem durch zentrale Updates installierter Programme schnell gelöst.
Von Linux dagegen hört man kaum etwas zum Thema Sicherheitslücken, wenngleich auch hier öfter Probleme bekannt werden. Der offene Code erlaubt es aber vielen Entwicklern auf der Welt, Probleme zeitnah zu erkennen und zu beheben oder zum umgehen. Zudem ist der Systemaufbau und die Architektur von Linux für Angriffe von außen gut geschützt. Sicherheitslücken unter Linux finden sich daher am ehesten in den installierten Programmen und Diensten, deren Pflege analog zu Windows häufig viel Handarbeit erfordert.
2.4. Hardwareunterstützung
Windows punktet ganz klar bei seiner Hardwareunterstützung. Bereits "out of the box" bei der Installation erkennt Windows 10 sehr sicher ein Großteil der verwendeten Hardware und greift dabei auch auf eine Onlinedatenbank mit weiteren Treibern bei Microsoft zurück. Jedes im Handel verfügbare Gerät kann mit Sicherheit auch unter Windows genutzt werden, da Treiber auch nachträglich in das System mit eingebunden werden können.
Dagegen ist Linux eher ein Problemfall. Systemnahe Treiber werden direkt in den Kernel eingebunden. Unterstützt dieser nicht wesentliche Komponenten wie Chipsätze des Mainboards für verschiedene Funktionen, funktionieren diese Komponenten auch nicht. Die Situation hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert, ist aber noch immer nicht ideal. Bis neuere Hardware unter Linux unterstützt wird, können einige Monate vergehen. Das Einbinden von Treibern ist nicht so einfach, wie es Windows gelöst hat. Für bestimmte Peripherie, wie einige Drucker oder externe Hardware, gibt es eventuell keine Treiberunterstützung für Windows.
2.5. Softwareangebot
Das Softwareangebot für Windows ist riesig. Neben vielen Kaufprogrammen im Handel findet sich im Internet für jeden erdenklichen Zweck auch eine Freeware oder Shareware. Für Linux-Nutzer gibt es häufig auch freie Software wie LibreOffice, die kostenlose Bildbearbeitung Gimp oder 7-Zip, aber eben nicht immer.
Spezielle Firmenlösungen sind häufig nur für Windows verfügbar und wer zwingend auf Microsoft Office oder Grafik-Software von Adobe angewiesen ist, dem bleibt nur Windows oder MacOS als Betriebssystem. Die Wine-Bibliothek erlaubt auch die Nutzung von Windows-Software unter Linux, ist mit vielen Programmen aber nicht zu 100 % kompatibel.
2.6. Gaming
Windows ist die Spieleplattform. Für kein anderes System gibt es eine so große Auswahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Spielen. Demgegenüber sieht es bei Linux Spielen eher schlecht aus. Vereinzelt bringen Hersteller ihre Spiele auch für Linux heraus oder lassen sich als Browserspiele auch online spielen. Steam ist eine der wenigen Plattformen, welche auch bekanntere Spiele für Linux verbreitet.
Cloud-Gaming, das neue Zauberwort der Brache, wäre auf Linux im Grunde problemlos umsetzbar. Marktführer Nvidia mit Nvidia Now hat es aber bis heute nicht geschafft, die Cloud-Gaming-Plattform auf Linux zu portieren, obwohl es auch Clients für Android gibt. Für Gamer ist daher Linux derzeit noch keine brauchbare Alternative gegenüber Windows.
3. Umsteigen auf Linux?
Um auf Linux umzusteigen, müssen Sie das bisherige Windows nicht gleich komplett über Bord werfen. Fast alle Linux-Distributionen richten bei der Installation auf Wunsch ein Dual Boot mit der EFI-Firmware ein, sodass Sie beim Hochfahren die Auswahl haben, Linux oder Windows zu starten.
Zudem können viele Linux-Distributionen auch als Live-System ohne Veränderung der bisherigen Bootumgebung auf dem PC oder in einer virtuellen Maschine wie VirtualBox, Hyper-V oder VMware Workstation genutzt werden.
Die friedliche Koexistenz von Windows und Linux wird auch dadurch deutlich, dass Microsoft Linux bereits als Subsystem für Windows integriert hat. Dieses können Sie über Windows-Features aktivieren, deaktivieren oder nachinstallieren.
Im Microsoft Store von Windows 10 gibt es bereits zahlreiche Linux-Distributionen wie Ubuntu oder Debian, welche dann direkt in Windows, wie jedes andere Programm auch, gestartet werden können.
4. Windows vs Linux: Die Kosten
Eine Windows-Lizenz ist nicht kostenlos und wird von den meisten Anwendern beim Kauf eines neuen PCs direkt mit bezahlt. Die Professional-Edition von Windows 10 kostet als OEM-Lizenz ca. 80 Euro Aufpreis gegenüber einem PC ohne Betriebssystem.
Dem gegenüber sind die bekannten Linux-Distributionen alle kostenlos nutzbar. Die Kostenfaktor spielt auch bei den verwendeten Programmen eine weitere Rolle. Die meisten unter Linux genutzten Programme sind ebenfalls Open Source und kostenlos, da prominente Kaufsoftware wie Microsoft Office oder Adobe Photoshop für Linux nicht verfügbar sind. Ein vollständig installiertes Linux mit allen Programmen rund um Office, Web und Multimedia kostet daher keine Lizenzkosten.
Die Kostenfrage kann sich dann ändern, wenn Linux in einer gewerblichen Umgebung genutzt wird. Hier können für externe Unterstützung und Hilfe schnell dauerhaft hohe Kosten anfallen.
5. Fazit Windows vs Linux
Die folgende Tabelle fasst die vorherigen Aussagen in einer Bewertung zusammen.
Linux | Windows | |
---|---|---|
Benutzeroberfläche | ++ | - |
Performance | ++ | + |
Hardwareunterstützung | - | ++ |
Sicherheit | ++ | - |
Softwareangebot | - | ++ |
Gaming | -- | ++ |
Kosten | ++ | -- |
Ist auf Ihrem PC bereits eine aktuelle Windows-Version vorinstalliert und Sie mit der Performance wie auch den Programmen zufrieden, gibt es keinen Grund zum Umstieg. Anders sieht es aus, wenn Sie noch Windows 7 nutzen, der PC aber für Windows 10 eine zu schlechte Performance hätte. In diesem Fall raten wir zu einem Wechsel auf eine Linux-Distribution, schon alleine aus dem Grund, dass es für Windows 7 keine Updates mehr gibt.
Für alle anderen Anwender kann ein Blick auf Linux nicht schaden. Wer mit Windows nicht zufrieden ist, findet in der Linux-Welt viele Alternativen als Desktop-Betriebssystem, welche sich einfach installieren lassen und bereits aktuelle, freie Software wie Webbrowser, Textverarbeitung, Media Player oder Bildbearbeitung mitbringen. Was an Software fehlt, kann durch freie Alternativen sonst kostenpflichtiger Windows-Programme schnell nachinstalliert werden.
Sind Sie dagegen auf die Nutzung spezieller Programme, beispielsweise von Adobe oder Microsoft angewiesen, führt derzeit kein Weg an Windows vorbei, wenn MacOS für Sie keine Alternative ist.